Mittwoch, Mai 25, 2005
Jungle World ··· 21/2005 Antifa ··· Feindliche Übernahme
Gewalttaten von Neonazis gehören in Cottbus zum Alltag. Vor kurzem wurde ein Jugendzentrum überfallen
Der Cottbusser Stadtteil Sachsendorf bietet wenig Attraktives. Mehrspurige Straßen, bunt sanierte Neubaugebiete, Billigsupermärkte. Er ist das, was Plattenbausiedlungen in der Regel sind: trist und leer. Wie ganz Cottbus verfügt auch Sachsendorf mit seinen Kneipen, Tankstellen, großen Plätzen und Bushaltestellen über diverse Treffpunkte für rechte Jugendliche. All das hat Geschichte. Wie in anderen ostdeutschen Städten kam es dort zu Angriffen auf Migranten und das Asylbewerberheim. In den neunziger Jahren blühte der Rechtsextremismus, der der Stadt und insbesondere dem Stadtteil Sachsendorf einen einschlägigen Ruf bescherte.
In der kulturellen Ödnis, die für derartige Stadtteile typisch ist, wurde, finanziert von der Stadt, in den neunziger Jahren ein Veranstaltungsort ins Leben gerufen, der zum Treffpunkt für linke Jugendliche wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und nach mehr oder weniger organisierten Angriffen der örtlichen rechten Szene konnte sich der »Klub Südstadt« im Laufe der Jahre etablieren. Von Vorteil war dabei immer der pluralistische Anspruch der Betreiber. Er zeigte sich insbesondere kurz vor der Schließung im Jahr 2003, als stadtbekannte Neonazis, die sonst Konzerte in Cottbus veranstalteten und sich an Angriffen auf die Band Mother’s Pride beteiligten, dort ein und aus gingen oder teilweise gar als Sicherheitspersonal engagiert wurden.
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