Donnerstag, Januar 05, 2006

ND - Brutale Szene auch ohne Waffen - 05.01.06

Mehr rechte Kriminalität in Sachsen-Anhalt Rechtsradikale Kriminalität nimmt in Sachsen-Anhalt zu. Zwar ist ein umfangreicher Waffenfund bei Skinheads eine Ausnahme. Doch brutal ist die Szene auch ohne Waffen. Mehrere hundert Patronen für Maschinen- und andere Gewehre, dazu Schwarzpulver und Chemikalien – zwei der sechs Skinheads, die am Neujahrstag in Gräfenhainichen über zwei Vietnamesen herfielen, schienen sich für alle Fälle gewappnet zu haben. Während die Schlagringe und Propagandaartikel, die Polizisten bei den 15 und 17 Jahre alten Jugendlichen sicherstellten, zur Standardausrüstung in der Szene gehören, verblüfft das umfangreiche Waffenarsenal selbst Experten. Von einer Ausnahme spricht Hilmar Steffen, der beim Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt das Referat Rechtsextremismus leitet. Zwar gibt es in der militanten rechtsextremen Szene eine »gewisse Affinität« zu Waffen, sagt Steffen. So wurden bei Mitgliedern der später verbotenen Kameradschaft »Skinheads Sächsische Schweiz« Pistolen, Munition und zwei Kilo TNT gefunden; Angehörige der Münchner »Kameradschaft Süd« wurden gar wegen eines geplanten Attentats angeklagt. In Sachsen-Anhalt habe es vergleichbare Fälle aber bisher nicht gegeben, auch wenn die Debatte über eine gewaltsame Durchsetzung politischer Ziele verstärkt geführt werde, sagt Steffen. Überprüfungen, wie sie etwa das 2005 auf Betreiben Sachsen-Anhalts modifizierte Sprengstoffgesetz vorsehe, erschwerten zumindest bekannten Rechtsextremisten eine legale Aufrüstung. Steffen merkt angesichts der Funde aber an, dass rechtsextreme Karrieren immer früher begännen: »Wir müssen deshalb auch früher beobachten.«

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