Donnerstag, Januar 19, 2006

Unis in der NS-Zeit: Bei der antisemitischen Hetze ganz vorn - UniSPIEGEL - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Die deutschen Hochschulen waren tief in Nazi-Verbrechen verstrickt. Die braune Ideologie dominierte in der Akademikerzunft erschreckend früh, wie eine aktuelle Studie aus Tübingen belegt. Dort meldete die Universität bereits im Jahr 1933: 'Judenfrage gelöst'. Die angebliche Studentenschwemme war schon in den dreißiger Jahren ein Thema an Deutschlands Hochschulen - sie musste damals als Argument dafür herhalten, um Schikanen gegen jüdische Studenten zu rechtfertigen. Das 'Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen' vom 25. April 1933 verfügte, dass höchstens 1,5 Prozent der Erstsemester 'Nichtarier' sein durften. (...) Die plakative Forderung der 68-er, unter den Talaren den Muff des tausendjährigen Reiches zu lüften, blieb bloße Parole - an den Hochschulen tat sich wenig. "Belastende Schriften, die noch häufig in den Bibliotheken schlummerten, wurden erst im Umfeld der Studentenbewegung von 1968 wieder ausgegraben und republiziert, sehr zum Unwillen ihrer Verfasser", erklärte der Berliner Historiker Michael Grüttner in einem UniSPIEGEL-Interview. "Die meisten Fächer haben erst in den achtziger Jahren angefangen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Da hatten die Professoren, die vor 1945 gelehrt hatten, bereits die Emeritierungsgrenze erreicht oder waren verstorben." Neuere Forschungen lassen die Rolle vieler Universitäten im Dritten Reich als wenig ruhmreich erscheinen. Von unpolitischer Wissenschaft konnte damals keine Rede sein. Die Bildungsanstalten entließen jüdische Professoren, exmatrikulierten jüdische Studenten, beschäftigten Zwangsarbeiter, publizierten nach politischen Vorgaben und betrieben verbrecherische Forschung.

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