Donnerstag, Februar 24, 2005

Die Zeit - Politik : Wir können auch anders

Nazis müssten die Demokraten mehr fürchten als Demokraten die Nazis Alle sind gegen Nazis, und das ist wirklich nicht zu beanstanden. Das Bekenntnis allein hat aber etwas Wohlfeiles, denn das fehlte noch, dass wir es nicht wären. Es liegt auch sonst ein Misston in all den Bewertungen, die der Einzug der Rechtsradikalen in die Parlamente Sachsens und Brandenburgs, die Aufmärsche von Neonazis und die Aussicht auslösten, die NPD könnte bei der Landtagswahl am Sonntag in Schleswig-Holstein erneutdie Fünf-Prozent-Hürde schaffen. Das Entsetzen ist aufrichtig, zugleich wachsen die Zweifel. Wird des Guten zu viel getan, macht es am Ende diejenigen noch stärker, vor denen man mit aller Kraft warnen möchte? Vor allem aber ist da diese große Ratlosigkeit: Was hilft denn gegen die Plage? (...) Dabei würde es fürs Erste helfen, man würde sich von ein paar Denk- und Reaktionsmustern verabschieden. Das hartnäckigste Muster ist, den Rechtsextremismus auf eine einzige Ursache zurückzuführen. Derzeit ist besonders der Hinweis auf die hohe Arbeitslosigkeit gerade bei jungen Leuten die Lieblingserklärung linker und auch konservativer Beobachter. Zwar sind etwa unter den NPD-Wählern in Sachsen 18 Prozent Arbeitslose, in Gegenden mit besonders hoher Arbeitslosigkeit ist die NPD aber nicht stärker als in besser gestellten Regionen. Und die Wahlerfolge der Rechten im reichen Baden-Württemberg können mit der Arbeitslosigkeit schon gar nicht erklärt werden.

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