Mittwoch, März 29, 2006
28.03.2006: »Tante Ju« im Einsatz (Tageszeitung junge Welt)
Was die Lufthansa lieber nicht erwähnt: Ju 52 flogen erste Flächenbomardements der Geschichte.
Brummende Kolbenmotoren statt Düsenrauschen – die restaurierte Ju 52 der Lufthansa erinnert an eine Zeit, als sich Flugreisen noch jenseits von Inflight-Entertainment und Bonusmeilen abspielten.« Derart hautnah am Leben beginnt ein derzeit auf der Lufthansa-Internetseite verbreitetes Feature aus der Public-Relations-Abteilung der Lufthansa. Die »Seniorin in der Lufthansa-Flotte«, erfährt der Leser, feiere in diesem Jahr »gleich ein doppeltes Jubiläum: Vor 70 Jahren wurde das Flugzeug in Dessau gefertigt, vor 20 Jahren nahm die ›Tante Ju‹ modernisiert wieder den Flugbetrieb in Lufthansa-Farben auf.« Derzeit werde die Maschine für die Flugsaison fit gemacht und dann werden die Gäste erleben, »wie sich Flugreisende in den 30er Jahren fühlten«.
Vor 70 Jahren wurde die »Tante Ju« u. a. auf dem Fliegerhorst Wunstorf in Niedersachsen auch schon mal »für die Flugsaison fit gemacht« – allerdings unter weitgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit. ntwickelt wurde die Ju 52 als Verkehrsmaschine für den zivilen Flugbetrieb noch vor 1933. Deutschland war es durch den Versailler Vertrag untersagt, eine Luftwaffe zu haben, doch die auftraggebende Reichswehr hatte vorausschauend in der Ausschreibung gefordert, das Transportflugzeug müsse ohne großen Aufwand in einen Bomber umgerüstet werden können. Als Hitler 1935 die allgemeine Wehrpflicht einführte, stand der neuen Luftwaffe mit der Ju 52 der seinerzeit modernste Flugzeugtyp zur Verfügung, Die »große Stunde der Bewährung« kam im Sommer 1936 mit dem Putsch des Generals Franco gegen die junge spanische Republik. Durch seine Emissäre hatte er Hitler um Unterstützung gebeten, und der schickte am 27./28. Juli 1936 von Berlin-Tempelhof und Stuttgart-Böblingen aus die ersten 20 Ju 52 nach Marokko zum Transport der Francotruppen aufs Festland. Aus einer »Tante Ju« wurde am 13. August 1936 eine 250-Kilogramm-Bombe auf den republikanischen Panzerkreuzer »Jaime 1« abgeworfen, wodurch das Schiff außer Gefecht gesetzt wurde.
Aus ihren Ju 52 warfen die deutschen Legionäre von November 1936 bis Januar 1937 Spreng-, Splitter- und Brandbomben auf Madrid. Hunderte Menschen kamen dabei ums Leben. Zu »einem vollen Erfolg« verhalfen schließlich die Ju 52-Bomber der Luftwaffe bei der Zerstörung der baskischen Ortschaften Durango am 31. März 1937 und Gernika am 26. April 1937. Insgesamt waren bei der Legion Condor 48 Ju 52 im Einsatz. »Franco sollte der Ju 52 ein Denkmal setzen«, sagte Hitler später.
Die Bundeswehr schuf dieses Denkmal durch die Benennung von Kasernen und eines Fluggeschwaders nach Mitgliedern der »Legion Condor« (z. B Werner Mölders). Ehemalige Legionäre wie Johannes Trautloft oder Heinz Trettner wurden befördert.
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