Mittwoch, März 29, 2006
taz 29.3.06 "In besonderem Maße brutal"
Für den Übergriff auf zwei Männer hat das Landgericht Potsdam fünf Neonazis zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Brandenburgs größter Prozess gegen Neonazis findet damit ein Ende
Am Ende ging alles schneller als erwartet. Nach einer fast viermonatigen Verhandlung hat das Potsdamer Landgericht gestern die sechs angeklagten Neonazis zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt - zwei Tage früher als noch in der vergangenen Woche angekündigt. Die Verurteilten hatten im Sommer 2005 zwei junge Männer in Potsdam schwer verletzt.
Bei zwei Angeklagten ging das Gericht in seinem Urteil sogar über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus. Der Richter warf den Angeklagten gefährliche Körperverletzung vor und verurteilte sie zu Haftstrafen zwischen zwei und fünf Jahren. Fünf der sechs 23- bis 32-jährigen Angeklagten bleiben damit in Haft. Der sechste Beteiligter wurde auf freien Fuß gesetzt. Seine zweijährige Strafe wurde auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, weil er zuvor ein Geständnis abgelegt hatte und darin seinen Ausstieg aus der Neonazi-Szene versicherte. (...)
Der Richter sah es als erwiesen an, dass die sechs gestern Verurteilten am frühen Morgen des 3. Juli 2005 zusammen mit den fünf Minderjährigen einen ihnen bekannten Angehörigen der linken Szene, Tamás B., und seinen Freund auf der Straße zusammengeschlagen und schwer verletzt haben. Die Tat war "in besonderem Maße brutal", sagte der Richter. Er bescheinigte den Tätern niedere Beweggründe.
In seiner über anderthalbstündigen Urteilsbegründung schilderte der Richter noch mal den Tathergang. Gegen 1.30 Uhr habe die Gruppe von der Straßenbahn aus die zwei Männer gesehen. Blitzschnell sei sie aus der Bahn ausgestiegen und habe ihre Opfer eingekreist. Die 18-jährige Frau habe als Erste mit einer Bierflasche zugeschlagen. Aber auch alle anderen hätten keine Hemmungen gehabt, auf die am Boden liegenden Männer einzuprügeln.
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