Donnerstag, März 16, 2006
Frankfurter Rundschau online: Minuspunkte für den Rechthaber
Italiens Premier Silvio Berlusconi macht im ersten TV-Duell vor den Parlamentswahlen gegen Romano Prodi keine gute Figur
Ein ungleiches Rennen: zäher Diesel gegen ausgebufften TV-Profi, und das auch noch in dessen ureigener Fernseh-Arena. Am Ende aber siegte, da sind sich die Beobachter einig, die wenig glänzende Zuverlässigkeit des behäbigen Motors über die einst verführerische Rasse des mit allen Wassern Gewaschenen. Romano Prodi, der sich selbst mal als "Diesel" bezeichnet haben soll, verließ zufrieden mit geröteten Backen die Wettkampfstätte. Der nervös wirkende Ministerpräsident Premier Silvio Berlusconi hatte beim ersten Fernsehduell am Dienstag der beiden Spitzenkandidaten vor der italienischen Parlamentswahl am 9. und 10. April schon deutlich vor dem Ende an Antriebskraft verloren.
Das Fernsehduell - schon die Streitigkeiten um die Regeln in beiden Lagern vorher gerieten zum Medienereignis. Obwohl im Studio erst kurz vor 23 Uhr die Lichter ausgingen, berichteten Italiens Zeitungen am Morgen danach schon ausführlich. Die beiden größten Blätter - der liberalkonservative Corriere della Sera, seit kurzem klar auf Mitte-links-Kurs, und die linksliberale La Repubblica, seit jeher gegen Berlusconi - widmeten dem Ereignis jeweils neun Seiten. Umfragen melden der Opposition seit etlichen Wochen einen stabilen Vorsprung zwischen vier und fünf Prozent. Aber die Wahl entscheiden werden die 20 Prozent und mehr, die bislang nicht wissen, ob und wen sie wählen sollen. Ob die beiden Protagonisten, die am Dienstag die jeweilige Fangemeinde auf ihrer Seite hatten, aber auch die müden, desinteressierten oder schwankenden unter den 16 Millionen Zuschauern in Bewegung brachten?
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