Mittwoch, März 08, 2006
Jungle World ··· 10/2006 Antifa ··· No War in Grafenwöhr
Am 18. März wollen »Autonome Nationalisten« vor dem Camp der US Army im bayerischen Grafenwöhr demonstrieren
Der Applaus in Rettenbach kam von Herzen. Auf einer Veranstaltung zum »politischen Aschermittwoch« forderte der Landesvorsitzende der bayerischen NPD, Ralf Ollert, in der vorigen Woche den »Abzug aller fremden Truppen« aus Deutschland. Der größte »europäische US-Truppenübungsplatz in Grafenwöhr« sei zudem an das Land Bayern zurückzugeben. Ollert, der auch im Nürnberger Stadtrat sitzt, hofft, nach den Landtagswahlen 2008 »in das Maximilianeum einzuziehen«.
Doch nicht nur die NPD fühlt sich von den ausländischen Truppen auf der heimatlichen Erde bedroht. Auch die »Autonomen Nationalisten« (AN) wollen gegen die »weltweite Besatzungspolitik der USA« vorgehen. Ihre Schwabacher Abteilung will am 18. März in Grafenwöhr aufmarschieren, und zwar unter dem Motto: »Solidarität mit dem Iran – Gegen die One-World-Diktatur der USA!«
Einen großen Zuspruch dürften die Rechtsextremen mit den antiamerikanischen Parolen in der oberpfälzischen Stadt nahe Nürnberg kaum erfahren. »Wir leben mit diesem Stützpunkt«, sagt Bürgermeister Helmuth Wächter (SPD) und betont: »Wir leben sehr gut mit ihm.« In der strukturschwachen Region ist das US-Militär ein großer wirtschaftlicher Faktor. An dem größten Truppenübungsplatz der US Army außerhalb der Vereinigten Staaten wohnen rund 15 000 Soldaten und Familienangehörige. An die 2 000 deutsche Zivilangestellte arbeiten für die US Army. Bald könnten es noch mehr werden: Bis 2008 will die US-Regierung rund 700 Millionen Euro in den Ausbau des Standortes investieren. Seit 1990 besteht in Grafenwöhr eine Unteroffiziersschule, die ebenso erweitert werden soll. (...) Die Münchner Abteilung der AN hat sich vor Monaten von der »Kameradschaft München« abgespalten. Seitdem versuche sie, ein eigenes Netzwerk aufzubauen, erläutert Uli Schumann von der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (Aida). Die Münchner AN soll, so sagt er, unlängst an Überfällen auf nicht-deutsche Jugendliche und Antifaschisten in Ravensburg und Heidenheim beteiligt gewesen sein. Sie will sich nicht mit einem »gemäßigten Nationalismus« begnügen.
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