Montag, September 26, 2005

de.indymedia.org | Thüringen: Urteil im Sprengstofflabor-Prozess

Am 22. September 2005 fand im Gothaer Amtsgericht der Prozess gegen den 21jährigen Neonazi Matthias John aus Ohrdruf statt. Bei einer Razzia im November 2003 fanden Kripo-Beamte ein von ihm betriebenes Sprengstofflabor sowie einen mit Nazipropaganda geschmückten Versammlungsraum der örtlichen Neonaziszene samt Ordnern und Dokumenten zu einem "Nationalen Beobachter" und der lokalen Kameradschaft "NSKO". John wurde vom in der Neonaziszene bundesweit-beliebten Anwalt Thomas Jauch (Weißenfels) vertreten und wg. Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz zu 1,5 Jahren auf Bewährung verurteilt. Der geplante Anschlag auf ein russisches Restaurant in der Silvesternacht 2004 konnte wegen zu geringer Beweislast nicht nachgewiesen werden. Am 26. November 2003 durchsuchten Polizisten und Sprengstoffexperten ein Grundstück in der Goldbergstraße (Ohrdruf), nach dem es aus dem Umfeld der rechten Szene Hinweise auf einen bevorstehenden Anschlag gab. Geplant war nach Angaben des Neonazis Benny Hohmann, in der Silvesternacht zunächst ein Molotowcocktail auf das russische Restaurant "Troika" am Marktplatz zu werfen. Während der Razzia auf dem Grundstück von Johns Eltern, die selbst Sympathisanten der rechten Szene sind, wurde ein Sprengstofflabor und ein Versammlungsraum der örtlichen Kameradschaft entdeckt. Im Labor befanden sich neben vielen elektronischen Bauteilen auch chemische Substanzen, deren Behältnisse unter anderem mit Aufschriften wie "Sprengmittel ? Explosionsgefahr", "Schwarzpulver" oder "Raketenzündmittel" bezeichnet waren. Mikrozellulosepulver wurden ebenso wie ein kompletter Computer sicher gestellt. Die Festplatte des PCs wurde kurz zuvor bereinigt, konnte jedoch wieder rekonstruiert werden, wo dann auch Dokumente zur Herstellung von Sprengquecksilber (Quecksiberfulminat) gefunden wurden. Vor dem abgesicherten Gebäude, dessen Klingelschild mit NSKO ("Nationalsozialistische Kameradschaft Ohrdruf") beschrieben war, wurde auch eine Überwachungskamera mit Direktübertragung zum Labor installiert. In einem weiteren Raum befand sich der Versammlungsraum der Ohrdrufer Naziszene, welcher mit verbotenen Symbolen und NS-Accessoires geschmückt war.

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