Samstag, März 04, 2006

espace.ch - Der letzte Frontist und seine Urenkel

Der letzte lebende Funktionär der Nationalen Front der 1930er-Jahre über Berner Nazis damals – und die jungen Rechtsradikalen heute Im Frontenfrühling 1933 war er Pressechef der Berner Nazis, mit dabei bei der Schlägerei im Volkshaus, später nach Hitler-Deutschland emigriert. Bei den Grossratswahlen 1934 hatte er für die Nationale Front geworben – und dass heute erstmals seit 1940 wieder eine rechtsextreme Partei für das bernische Parlament kandidiert, erschüttert den jetzt 97-Jährigen tief. (...) Mit «Vaganten» meint er junge Berner Rechtsextremisten, die in ihrem Verständnis an die NF seiner eigenen Jugend anknüpfen. Seit einiger Zeit schon irritieren den alten Mann Presseberichte über das Erstarken einer jungen rechtsradikalen Szene, die im Bernbiet bereits 250 Köpfe zählt und erstmals seit 1945 hierzulande eine rechtsextremistische Parteigründung zustande gebracht hat. Dass diese «Partei National Orientierter Schweizer» (Pnos) im Oberaargau nun aber sogar zu den Grossratswahlen antritt, nachdem ihr schon der Einzug ins Langenthaler Ortsparlament gelungen ist – das sei zu viel, enerviert sich der greise Ex-Nazi. «Und was mich am meisten ärgert, ist, dass diese Brüder in meiner Heimatstadt Burgdorf so stark sind. Dort wurde sogar die ,Solätte‘ gestört.» Wie vor 70 Jahren die NF tritt die Pnos als «konsequent national und sozial» agitierende Partei des «Eidgenössischen Sozialismus» auf. Sie will das heutige «entartete System» samt «parlamentarischer Scheindemokratie», Parteienvielfalt und Pressefreiheit stürzen und eine ethnisch-kulturell «nach gewachsenen Volks- und Rassenstrukturen» abgegrenzte, ständestaatliche «Volksgemeinschaft» aufbauen. Die Pnos bezieht sich in ihrer ideologischen Schulung auf die NF, und selbst der frühere Frontistengruss «Harus!» ist wieder im Schwange.

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