Donnerstag, März 09, 2006

ff - Von bösen Buben

Neonazi-Affäre: Drei der acht Inhaftierten stehen am Montag vor Gericht. Die Anklage: schwere Körperverletzung, Diebstahl, Sachbeschädigung. Derweil schlägern Neonazi-Gruppen fröhlich weiter Der junge Mann steht hinter der Käsetheke, grüßt freundlich, fragt, was es denn bitte schön sein darf. In seinem weißen Kittel wirkt er noch schmächtiger als sonst. Der Laden gleich gegenüber der Traminer Pfarrkirche ist das Reich von Roland Luggin. Vor einem Jahr hat er ihn als Geschäftsführer übernommen, seither geht es mit der Konsumgenossenschaft steil nach oben. "Ein braver Bub", urteilt Ludwig Bologna. Der Präsident der Konsumgenossenschaft ist äußerst zufrieden mit der Arbeit des 23-Jährigen. Er hat den Krisenbetrieb wieder in die Gewinnzone geführt und neue Kundenschichten erschlossen. Die Kunden sind entzückt: So ein lieber junger Mann! Gäbe es da bloß nicht das zweite Gesicht des Roland Luggin. "Ich bezeichne mich als deutschnational", sagt er unumwunden zu ff. Zugehörig dem deutschen Volke. Man spürt den Stolz, den er in diese Worte legt. Neonazi? "Als solcher würde ich mich nie bezeichnen." Doch wie soll man einen nennen, der nachts mit seinen Kameraden durch die Lokale zieht, die eine Spur der Verwüstung hinterlassen? Kameraden, die Italiener als "Huarnwalsche" beschimpfen. Kameraden, die Juden und Ausländer am liebsten vergast sähen. Kameraden, zu denen auch Roland Luggin gehört. Er ist einer der acht jungen Männer aus Kaltern und Tramin, die am 20. Dezember verhaftet worden sind. Erste Hilfe. Zwei Wochen verbrachten sie im Gefängnis, allesamt Mitglieder des 2001 gegründeten Südtiroler Kameradschaftsrings.

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