Dienstag, März 07, 2006
PROFIL Online: Zeitgeschichte: „Eine gewisse Nähe“
Historikerstreit über die Psychiatrie-Legende Wagner-Jauregg: Kann man ein Krankenhaus nach einem Mann mit NS-Sympathien benennen?
Schuld ist Nowotny. Als 2003 eine Historiker-Gruppe im Auftrag des Wiener Gemeinderats die Liste der in der Nazi-Zeit gewidmeten Ehrengräber der Stadt durchforstete, stieß sie nicht nur auf den Wehrmachts-Jagdflieger Walter Nowotny, sondern auch auf den Psychiater Julius Wagner-Jauregg. Der gebürtige Welser ist einer der Großen der österreichischen Medizingeschichte: 1929 wurde er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, ab 1953 zierte sein Konterfei den 500-Schilling-Schein; 1957, zum 100. Geburtstag, widmete ihm die Post eine Sondermarke. Die oberösterreichische Landesnervenklinik trägt noch heute seinen Namen.
Die Wiener Forschergruppe, zu welcher die Historiker Manfried Rauchensteiner, Wolfgang Neugebauer und Ferdinand Oppl zählten, deckte in ihrem Endbericht eine weniger ruhmreiche Seite des berühmten Nervendoktors auf: Wagner-Jauregg habe „wesentliche Elemente der nationalsozialistischen Weltanschauung“ vertreten und „in logischer Konsequenz“ an seinem Lebensende die NSDAP-Mitgliedschaft angestrebt, heißt es im 2004 vorgelegten Schlussbericht.
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