Mittwoch, März 23, 2005
< sz-online | sachsen im netz > - „Überzeugte Neonazis“ an Apfels Seite
Jan Zobel brachte es in der Neonazi-Szene ziemlich weit, nach seinem Ausstieg erzählt er über Holger Apfel und Co.
Eloquent schmunzelt der junge Mann fürs Foto hinter dem Titel seines Buches hervor. Dabei ist die Paperbackausgabe keineswegs lächerliche Lektüre. Denn der junge Mann namens Jan Zobel hat sieben Jahre seines Leben in der rechtsextremistischen Szene zu Papier gebracht. Über das „Hamlet“-Projekt des Aktionskünstlers Christoph Schlingensief ist Zobel 2000 ausgestiegen.
Eingestiegen war er 1990 als 15-Jähriger nach der Rückkehr mit seinen Eltern aus Südafrika. Was bewegen wollte er als junger Mann, kein Spießer sein, doch viele Türen blieben ihm verschlossen. In Hamburg-Harburg begeistert ihn schließlich die „Wutbombe aus Weinheim“. Unter diesem Namen lernt Zobel den damaligen NPD-Chef Deckert kennen und ist begeistert, so dass er schließlich einen Aufnahmeantrag ausfüllt.
Schon bald engagiert sich der heute 29-Jährige gebürtige Südafrikaner im Nachwuchs der rechtsextremistischen Partei und lernt Leute kennen, die sich heute in Sachsen tummeln. In einem NPD-Schulungsheim begegnet er erstmals dem heutigen NPD-Fraktionschef im Landtag Holger Apfel. Einem dicklichen Mann sei er damals vorgestellt worden, der „langweilig und langatmig“ sprach, sich in Rage redete, verhaspelte und kaum Autorität besaß. Einiges habe sich geändert, sagt Jan Zobel, nach dem er einige jüngere Auftritte Apfels auf Video gesehen hat. Inzwischen könne er sich „ganz passabel präsentieren“. Im Grunde sei er aber geblieben, was er immer war: ein Parteisoldat, der in der NPD groß geworden sei und der nur ein Ziel habe – eines Tages an der Spitze zu stehen. Nicht die Intelligenz des NPD-Mannes Apfel sei die Gefahr, sagt Zobel, sondern sein Fleiß. (...) In seinem Buch verweist Jan Zobel darauf, dass der NPD-Fraktion im Landtag ein Mann vorsteht, der auch Kontakte zu Rechtsterroristen aus der Neonaziszene gehabt hat. So hätten Apfel und ein Franzose namens Didier Magnien Ende der 90er Jahre die gleiche Adresse in Sinningen auf der St. Wolfgangstraße gehabt. Der Franzose steht derzeit in München zusammen mit Martin Wiese und anderen Mitgliedern der Neonazi-Kameradschaft Süd vor Gericht. Die rechtsextremistische Gruppe steht im Verdacht, eine terroristische Vereinigung gebildet und einen Anschlag auf die Baustelle des jüdischen Gemeindezentrums von München geplant zu haben. Die Bekanntschaft rührt aus der Zeit, ehe Holger Apfel mit der Deutschen Stimme ins sächsische Riesa zog.
Über das Innenleben der NPD
Eigentümer des Grundstückes in Sinningen war Anton Pfahler, NPD-Mitglied und einstiger Regionalführer der berüchtigten Neonazi-Wehrsportgruppe Hoffmann, deren Mitglied Gundolf Köhler am 26. September 1980 auf dem Münchner Oktoberfest einen Selbstmordanschlag verübte. Seine Splitterbombe riss zwölf Besucher mit in den Tod, zweihundert wurden teils schwer verletzt. Und Jan Zobel macht auf einen dritten Mann aufmerksam, dem Holger Apfel bereits bei den Jungen Nationaldemokraten (JN) begegnete und dem er nun sogar auf Kosten des sächsischen Steuerzahlers im Freistaat zu Lohn und Brot verholfen hat: Peter Naumann.
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