Donnerstag, März 31, 2005

derStandard.at: Der "Fall Borodajkewycz" erschütterte vor 40 Jahren Österreich

KZ-Überlebender Ernst Kirchweger wurde bei Demonstration von Rechtsradikalem erschlagen - Erstes politisches Todesopfer der Zweiten Republik Der "Fall Borodajkewycz" erschütterte vor 40 Jahren Österreich. Am 31. März 1965 wurde der 67jährige ehemalige KZ-Häftling Ernst Kirchweger - der an einer Demonstration gegen den an der damaligen Hochschule für Welthandel (der heutigen Wirtschaftsuniversität Wien) lehrenden Sozial- und Wirtschaftshistoriker Taras Borodajkewycz teilgenommen hatte - von rechtsradikalen Gegendemonstranten so schwer verletzt, dass er zwei Tage später an den Folgen der Attacke verstarb. Damit hatten die Auseinandersetzungen um Borodajkewycz das erste politische Todesopfer der Zweiten Republik gefordert. Die Gegendemonstration war vom "Ring Freiheitlicher Studenten" organisiert worden. Der Rechtsextremist Günther Kümel wurde wegen Kirchwegers Tod zu zehn Monaten Haft verurteilt. Borodajkewycz hatte schon zuvor durch antisemitische Äußerungen und sein Bekenntnis zu seiner nationalsozialistischen Vergangenheit heftige Kontroversen ausgelöst. Die Affäre hatte 1962 ihren Anfang genommen. Der damals 24 Jahre alte Student und heutige Bundespräsident Heinz Fischer veröffentlichte im SPÖ-Organ "Zukunft" und in der Arbeiter-Zeitung Artikel gegen den Rechtsradikalismus an den österreichischen Hochschulen. Speziell kritisierte Fischer die Vorlesungen von Borodajkewycz.

Keine Kommentare: