Dienstag, März 08, 2005
Münchner Terrorprozess: Neonazis wollen reinen Tisch machen - SPIEGEL ONLINE
Im Münchner Terrorprozess um einen geplanten Neonazi-Anschlag auf das Jüdische Zentrum haben zwei Angeklagte überraschend Geständnisse abgelegt. Der Neonazi Martin Wiese soll den Sprengstoff für die Aktion besorgt haben - und wollte ihn laut seinen ehemaligen Kumpanen auch einsetzen.
David Schulz und Alexander Maetzing ließen heute von ihren Anwälten Erklärungen verlesen, in denen sie alle gegen sie erhobenen Vorwürfe einräumten. "Ich will nach reiflicher Überlegung reinen Tisch machen", ließ Schulz erklären. Er sagte indirekt, er habe die Anschlagspläne gedeckt und gebilligt. Zugleich betonte Schulz: "Es tut mir alles wahnsinnig leid."
Maetzing ließ erklären, die enge Gruppe um den Neonazi Martin Wiese, der als Kopf der rechtsextremistischen "Kameradschaft Süd" gilt, habe den Sprengstoff, den sie beschafft habe, indirekt auch für Anschläge einsetzen wollen. "Alle nahmen in Kauf, dass das Material auch eingesetzt wird." Dabei sei auch über den Jakobsplatz nachgedacht worden, an dem das neue jüdische Zentrum entstand. Es seien aber mehrere Ziele diskutiert worden, es habe keine detaillierte Planung für irgendein Ziel gegeben. "Ich hätte Gewalt angewandt, wenn es von mir verlangt worden wäre", ließ Maetzing erklären. Zugleich versicherte er: "Ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen. Ich bedaure alles zutiefst. Gewalt darf keine Lösung sein."
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