Donnerstag, März 03, 2005
Jungle World 9/2005 - Völkische Verständigung
Die europäischen Rechtsextremisten vertiefen ihre Zusammenarbeit. Gemeinsam wollen sie den EU-Beitritt der Türkei verhindern
Wenn es gegen den gemeinsamen Feind geht, dann stören sich Nationalisten wenig an ideologischen Widersprüchen. So kooperiert die NPD, die mit Religion an sich nichts zu tun hat und in deren Nähe sich höchstens so genannnte Neuheiden tummeln, bereits seit längerem mit der Falange Española. Die rechte Nachfolgeorganisation der faschistischen Bewegung Francos orientiert sich hingegen am Katholizismus, um ihre Vision eines »imperialen Spaniens« ideologisch zu untermauern. Doch »im Moment der Bedrohung haben sich die Europäer immer zusammengetan«, sagte Roberto Fiore, der Vorsitzende der italienischen Forza Nuova, am 18. Februar in Madrid auf einer gemeinsamen Demonstration mit der Falange, die sich gegen den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union und die spanische Abstimmung über die EU-Verfassung richtete.
Der EU-Beitritt der Türkei würde Europas strategische Position schwächen, eine Einwanderungswelle nach Kerneuropa ermöglichen und die christliche Identität Europas untergraben, hieß es auf der Demonstration. Der Beitritt sei das Instrument »freimaurerisch-kommunistischer« Kräfte, wie Fiore den etwa 700 anwesenden spanischen Falangisten mitteilte. Europa müsse stark werden, um den USA die Stirn bieten zu können, sowohl wirtschaftlich als auch militärisch. Darin waren sich Fiore und die anderen zugereisten rechtsextremistischen Politiker einig.
Sie waren zahlreich erschienen. Neben Fiore kamen auch Udo Voigt (NPD), Dimitros Zaphiropoylos (Golden Dawn, Griechenland) und Cartsian Cartsiuc (Noua Drepta, Rumänien), um ihrem spanischen Kameraden José Fernando Cantalapiedra (Falange Española) als Redner beizustehen. Dies entspricht der neuen Strategie der europäischen extremen Rechten, in Zukunft stärker zu kooperieren. Ein erster Schritt in Richtung einer »europäischen nationalen Front«, wie sie es nennen, ist mit der Einrichtung einer Website (www.europeannationalfront.org) getan. Auf der können sich die Nationalisten in ganz Europa über die Umtriebe ihrer Kameraden in anderen Ländern informieren.
Am 9. April zum Beispiel will der rechtsextreme Liedermacher Frank Rennicke in London auftreten. »Zum ersten Mal außerhalb von Deutschland!« verkündet die Website stolz. Auch englische, italienische und spanische Bands sollen auf dem Konzert unter dem Motto »For a Free Europe« auftreten. Dieses verrät bereits, worum es dem Bündnis der Nationalisten geht: Europa als zukünftige Supermacht soll auf der Idee eines »Europas der Vaterländer« gründen, im Gegensatz zu einem Europa der »Globalisierungsfanatiker und Geschäftemacher«, wie es auf der Website heißt. Die vereinigten Nationalisten Europas wollen eine »neue Weltordnung« schaffen und auch ein neues »Wirtschaftssystem, das auf sozialer Gerechtigkeit basiert, im Gegensatz zu den globalistisch-kapitalistischen und marxistischen Wirtschaftssystemen«.
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