Mittwoch, August 18, 2004

Prozess gegen Münchener Neonazis beginnt im Oktober

Fast ein Jahr nach dem vereitelten Neonazi-Anschlag auf das neue Jüdische Zentrum in München beginnt am 6. Oktober der erste Prozess gegen die mutmaßlichen Täter. Verantworten müssen sich fünf Männer und Frauen, teilte das Bayerische Oberste Landesgericht mit. Das Quintett soll zum Führungszirkel der neonazistischen "Kameradschaft Süd" gehört haben, aus deren Mitte der Bombenanschlag auf das neue Jüdische Zentrum am St.-Jakobs-Platz in der Münchner Innenstadt geplant wurde. Die Bundesanwaltschaft wirft einem der Angeklagten Unterstützung, den anderen vier Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Ihnen wird zum Teil auch unerlaubter Waffenbesitz und Sprengstoffbeschaffung zur Last gelegt. Das Gericht ließ die Anklage ohne Abstriche zu. Gegen den Anführer der Gruppe, Martin Wiese, sowie drei weitere Beschuldigte ist ebenfalls Anklage erhoben. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Ihr Prozess soll voraussichtlich im November beginnen. "Wir gehen davon aus, dass die beiden Verfahren mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern können", sagte der Sprecher des Bayerischen Obersten Landesgerichts, Eberhard Heiss. Die fünf 18 bis 37 Jahre alten Angeklagten der ersten Gruppe hätten sich im Ermittlungsverfahren "weniger verschlossen gezeigt" als Wiese und die übrigen Beschuldigten, sagte Heiss. "Deshalb konnten die Ermittlungen schneller abgeschlossen und die Anklage schneller erhoben werden." Der aus Mecklenburg-Vorpommern zugezogene Rechtsextremist Wiese hatte 2002 nach der Inhaftierung des Gründers die Führung der "Kameradschaft Süd" übernommen und laut Bundesanwaltschaft aus engen Gefolgsleuten einen inneren Führungszirkel aufgebaut, der sich "Schutzgruppe (SG)" nannte.

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