Dienstag, Mai 10, 2005
taz 10.5.05 Nazis an der Misserfolgsfront
Nach dem Demo-Debakel in Berlin steht es schlechter denn je um die "Volksfront" der Rechtsextremen: Viele Neonazis sind von der NPD enttäuscht. Und der nächste Tiefschlag für das Bündnis kommt gewiss - in knapp zwei Wochen bei der Wahl in NRW
So groß war der Frust unter den Kameraden lange nicht: Nur Stunden nach dem ausgefallenen NPD-Aufmarsch in der Hauptstadt schrieben sich bereits Dutzende von Rechtextremen in einschlägigen Internetforen den Ärger von der Seele.
Ihre persönlichen Reiseberichte müssen in der Chefetage der NPD einen politischen Katastrophenalarm auslösen. Denn die Anklagen gelten einem einzigen Adressaten: der NPD - also just der Organisation, mit der die Neonazis eigentlich seit vergangenem Herbst einen gemeinsamen Kampf führen, Seit' an Seit' in der "Volksfront von rechts".
"Mehr als grauenhaft" sei die Gedenkveranstaltung in der Hauptstadt abgelaufen, klagen die Berlin-Heimkehrer, "Verrat der Parteileitung" - "eine schlimme Schmach" - "typisch NPD". Die Partei habe "ganz klar gezeigt, dass sie im Kampf um die Straße nicht weiter benötigt wird", schimpft einer aus dem Fußvolk. "Wir sind gespannt, wie sich die Basis in den kommenden Wochen verhalten wird." Zumindest diese Neugierde dürfte auch die NPD-Spitze teilen. Schließlich verheißt allein der Blick auf die Statistik für sie nichts Gutes: 5.000 Rechtsextreme waren im Februar zum Jahrestag der Bombenangriffe durch Dresden marschiert, in Berlin waren es vorgestern laut Polizei noch gut halb so viele. Die NPD wollte den 8. Mai als Tag der Niederlage begehen, das ist ihr - auf ungewollte Art - gelungen.
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