Donnerstag, Juli 01, 2004

Jungle World - Antifas ohne Baseballschläger

Neonazis marschieren in Bochum »Stoppt den Synagogenbau – vier Millionen für’s Volk!« Mit dieser Parole marschierten Neonazis am vergangenen Samstag in Bochum gegen den Neubau der örtlichen Synagoge auf. Die Bochumer Synagoge war in der Reichspogromnacht völlig zerstört worden, ihr Neubau wird nun mit Mitteln des Landes und der Stadt gefördert. Etwa 250 Personen folgten dem Aufruf der nordrhein-westfälischen NPD und »freier Nationalisten«, um zu zeigen, was sie unter »Steuergeldverschwendung« verstehen. »Wenn die Juden ihre Synagoge vom Staat bezahlt haben wollen, dann sollen sie die in Israel bauen und nicht auf deutschem Boden«, tönte der Bochumer NPD-Kader Claus Cremer. Nach Angaben der Zeitschrift Lotta unterhält er gute Kontakte zum Spektrum »freier Kameradschaften« und erfüllt so eine wichtige Funktion für die Koordinierung der militanten Neonaziszene Nordrhein-Westfalens. Bereits im März riefen die Neonazis zur Demonstration gegen den Synagogenbau nach Bochum auf, scheiterten aber zunächst am Verbot durch das Bundesverfassungsgericht. Wegen einer geringfügigen Änderung des Demonstrationsmottos konnte nun letztinstanzlich der Aufmarsch durchgesetzt werden. Für die nur rund 200 Gegendemonstranten, die zum »Antifa Action Day«, wie es im Aufruf einer lokalen Antifagruppe hieß, gekommen waren, gab es angesichts des üblichen Großaufgebotes der Polizei kaum eine Möglichkeit, den antisemitischen Aufzug ernsthaft zu stören. Lediglich einmal gelang es einer Gruppe von Demonstranten, die Route der Neonazis für einige Minuten zu blockieren.

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