Montag, August 02, 2004
NZZ: Überschätzte Provokateure
Die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (PNOS)
Die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer ist nach dem Skinhead-Aufmarsch auf dem Rütli vom 1. August 2000 gegründet worden. Ihr grösster Erfolg ist, dass es sie immer noch gibt
Es hätte eine jener beschaulichen Podiumsdiskussionen zum Thema Rechtsextremismus werden sollen, wie sie nach dem 1. August 2000 in der Schweiz zuhauf organisiert wurden. Doch an diesem 30. Januar 2001 lag an der Sektionsversammlung der SP Gelterkinden (BL) auf einmal Spannung in der Luft. 13 kahl rasierte Männer und zwei Frauen in Springerstiefeln waren unerwartet ins Gelterkinder «Rössli» marschiert und hatten sich inmitten der Sozialdemokraten niedergelassen. «Erst habe ich gedacht, die seien zum Provozieren da», sagt der Basler Historiker Ruedi Brassel, der an jenem Abend über das Parteiprogramm der neu in der Region aufgetauchten Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) referierte. «Doch sie waren anständig und diskutierten mit.» Brassel erinnert sich, wie der Wortführer, der damals 19-jährige PNOS-Vizepräsident Jonas Gysin, die Nähe zu Nazi- Deutschland von sich wies, sich aber derselben Argumentationsmuster bediente, und wie er sich selbst als Opfer der Diskriminierung und Kriminalisierung darstellte. «Zum Abschied drückten mir einige der Jugendlichen die Hand», sagt Brassel. «Sie hatten massiv Kreide gefressen.»
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