Donnerstag, April 21, 2005

Die Presse.com - "Russland den Russen"

Alarmierende Zahlen. In Putins Reich gibt es die weltweit größte Neonazi-Szene. Extremistische Parolen werden immer populärer. Präsident Wladimir Putin dürfte ganz und gar nicht "amüsiert" sein. Und der jüngste Bericht des Moskauer Büros für Menschenrechte dürfte auch bei seinem Israel-Besuch am 27. April zur Sprache kommen: Nach Erkenntnissen der Autoren sind weltweit gegenwärtig gut 120.000 Neonazis aktiv. Aber allein die Hälfte davon ist in Russland aktiv - zwischen 50.000 und 60.000, Tendenz steigend; Experten rechnen mit einem Anstieg auf 80.000. Die alarmierendsten Zahlen kommen aus St. Petersburg, wo der Neonazi-Szene 15.000 Anhänger zugerechnet werden. In Moskau, wo die Behörden hart durchgreifen, sind es nur noch etwa 2500. Regen Zulauf verzeichnen dagegen die Gruppierungen in anderen Millionenstädten wie Jekaterinburg im Ural, wo sich Gruppen mit bis zu 1000 Extremisten tummeln. An Boden gewinnen sie jetzt auch in Städten mittlerer Größe - vor allem in Südrussland, wo sie Jagd auf ausländische Studenten, Kaukasier und Menschen aus den früheren zentralasiatischen Sowjetrepubliken machen. 44 Morde mit rassistischem Hintergrund wurden landesweit allein 2004 registriert. Soziale Grausamkeiten und sinkendes Bildungsniveau sind aus Sicht von Experten die Hauptursachen für den Zulauf, den neonazistische Vereinigungen in Russland trotz Verbots verzeichnen. Auch bei etablierten Parteien ist eine zunehmende Radikalisierung der Basis zu beobachten. Das gilt nicht nur für die Nationalisten von Wladimir Schirinowskijs sogenannten "Liberaldemokraten", die Altstalinisten-Fraktion innerhalb der Kommunistischen Partei oder die Hurrapatrioten des Linksbündnisses "Rodina" (Heimat).

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