Dienstag, November 22, 2005
Frankfurter Rundschau online: Prävention ist, wenn Mehmet mit Max Klötzchen baut
Wenn Migranten im Kindergarten auf deutsche Altersgenossen treffen, verdoppeln sich ihre Bildungschancen. Auch die Gewaltbereitschaft sinkt, so eine Studie
Eine Schülerbefragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens (KFN) zeigt: Viele Bildungsdefizite lassen sich im Kindergarten ausgleichen, danach kaum noch. Das Gleiche gilt für die spätere Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher ethnischer Gruppen. "Je mehr es uns gelingt, Zusammenballungen bestimmter ethnischer Gruppen in Kindergärten, Schulen und Stadtteilen zu vermeiden, umso besser sind die Bildungsperspektiven der ausländischen Jugendlichen", sagt Instituts-Direktor Christian Pfeiffer. Das KFN hat in diesem Jahr 23 000 Schülerinnen und Schüler aus vierten und neunten Klassen zu ihren Gewalterfahrungen und Bildungschancen befragt und dabei erstaunliche Unterschiede festgestellt. Während etwa die Hälfte der jungen Polen es aufs Gymnasium schafft, sind es bei den jungen Türken lediglich 13 Prozent.
Deutliche Unterschiede ergeben sich auch beim Thema Gewalt - vor allem bei männlichen Jugendlichen. Während das KFN 4,6 Prozent der jungen Deutschen den "Intensivtätern" zurechnet (Jugendliche, die im letzten Jahr nach eigenen Angaben mindestens fünf Gewaltdelikte begangen haben), sind es bei russischen Aussiedlern 8,6 Prozent. An der Spitze stehen nach Angaben des KFN männliche türkische Jugendliche (14,4 Prozent). Gewalttätig werden diese Jugendlichen in der Regel nicht gegen die Landsleute, sondern gegen "Fremde". Also: Igor gegen Mehmet, Mehmet gegen Max oder Max gegen Igor. Der Konflikttyp Max gegen Moritz - Deutsche unter sich - sei sehr selten, sagte Pfeiffer: "Intern hält man relativ gut zusammen, gegen Fremde lässt man die Muskeln spielen."
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