Freitag, Mai 28, 2004

Frankfurter Rundschau - Im Vertrauen auf die Angst

In ihrer Wahlwerbung spielen Rechtsextremisten mit dem von Neid genährten Gefühl mancher Bürger, zu kurz zu kommen Der Mann sitzt in einem Auto. Seiner Hautfarbe nach zu urteilen, kommt er nicht aus Deutschland, eher aus dem Mittelmeerraum, Nordafrika, dem Nahen bis Mittleren Osten, vielleicht Südeuropa. Der Mann lächelt in die Kamera. Dabei zieht er die Oberlippe rechts hoch und zeigt ein paar Zähne, die golden funkeln. Das Foto des Mannes ist auf der ersten Seite eines Faltblatts abgedruckt, das die rechtsextremen Republikaner in diesen Tagen verteilen lassen. Jasmin B., Erzieherin in einem Kindergarten in Frankfurt am Main, hat eines in ihrem Briefkasten gefunden. Sie sagt, sie habe 'beim ersten Hinschauen geglaubt, es handelt sich um eine Gratisprobe der Satirezeitschrift Titanic'. Oberhalb des Fotos des Mannes im Auto ist zu lesen: 'Goldzähne für die einen'. Darunter: 'Zahnlücken für die anderen?' Und dann kleiner: 'Vom Wahnsinn schwarz-rot-grüner Gesundheitspolitik'. Ganz unten das Parteilogo der Republikaner. Martin Kohlmann hat das Faltblatt verfasst. Er ist 26 Jahre alt, Jurist und einziger Republikaner im Stadtrat von Chemnitz. 'Der Spruch kam nicht von mir, sondern von den bayerischen Republikanern im Landtagswahlkampf im vorigen Jahr. Die hatten ein Faltblatt, worauf stand: ,Goldzähne für Asylbewerber - Zahnlücken für Deutsche?' Aber das war mir zu krass. Ich wollte es textlich offener gestalten.' Mit seiner Parteienwerbung habe er darauf aufmerksam machen wollen, 'dass Asylbewerber alles bezahlt bekommen. Und das kann nicht sein, dass Asylbewerber besser dastehen als ein Deutscher, der dumm und fleißig in die Krankenversicherung einzahlt.'

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