Montag, Mai 10, 2004
junge welt vom 05.05.2004: Neonazirouten freigeprügelt
Brutale Polizeieinsätze gegen Antifaschisten in Berlin und Leipzig. Eine Nachlese zum 1. Mai
Zahlreiche Einzelpersonen und Initiativen haben gegen das unverhältnismäßig harte Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten, die sich dem Neonaziaufmarsch am 1. Mai in Berlin entgegengestellt hatten, protestiert. Augenzeugen berichteten jW von einer Einkesselung mehrerer hundert Antifaschisten in der Nähe des Bahnhofes Lichtenberg, die mehr als fünf Stunden dauerte. Kurzzeitig gehörte auch die PDS-Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch zu den Eingeschlossenen. Nur mit Hilfe ihres Bundestagsausweises habe sie den Kessel verlassen können, so Lötzsch am Dienstag gegenüber jW. Eine Sprecherin der Berliner Polizei bestätigte gegenüber jW, daß insgesamt 450 Personen eingeschlossen worden seien. Zu konkreten Gründen und rechtlicher Grundlage des Einsatzes konnte sie noch keine Angaben machen. Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus, deren Mitarbeiter die Neonazidemo beobachten wollten, erklärte, diese seien ebenfalls in den Kessel geraten. Nach ihren Angaben wurden die Betroffenen sogar bis zu sieben Stunden festgehalten. Beamte aus Nordrhein-Westfalen hätten die Eingekesselten gefilmt und per Richtmikrofon Gespräche abgehört, so Klose. Nach Auflösung des Kessels seien einzelne Personen »aus nicht ersichtlichen Gründen« festgenommen worden.
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