Mittwoch, August 04, 2004
Jungle World - Harte Kerne
An der Schnittstelle zwischen Rechtskonservatismus und der extremen Rechten machte der Publizist Armin Mohler Karriere.
Er sei »einer der Begründer und einflussreichsten Vordenker der oft als ›Neue Rechte‹ bezeichneten rechtskonservativen bis neofaschistischen Strömung in Deutschland« gewesen. So heißt es im Klappentext der neuen Studie des Bremer Politikwissenschaftlers Thomas Willms über den Publizisten Armin Mohler (1920-2003).
Erstmals in der Literatur über Mohler wird der schnelle Aufstieg des Baseler Philsosophiestudenten dokumentiert, der 1942 illegal die schweizerisch-deutsche Grenze überquerte, um sich freiwillig zur Waffen-SS zu melden. Sein zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Jahr 1970 errungener Einfluss auf deutsche Parteien, Organisationen, Verlage und Zeitschriften ist das Thema der Arbeit.
Dem Autor gelingt dabei auch ein knappes, aber eindringliches Bild der rechtskonservativen Grabenkämpfe in den sechziger Jahren, in deren Zentrum Franz Josef Strauß’ CSU stand. Damals unterstützte Mohler Strauß als Vordenker und Redenschreiber, weil er in ihn seine Hoffnungen setzte. Willms zeichnet nach, wie die CSU angesichts einer angeblichen »linken Kulturrevolution« (Mohler) in ihrem Umfeld ein neues und schlagkräftiges neofaschistisches Organisationsgeflecht aufbaute.
Zeitschriften und Think Tanks wurden gegründet, deren Ziel die Relativierung der NS-Verbrechen war, um die Bahn frei zu machen für eine neue autokratische Politik nach Art von Strauß. Willms arbeitet heraus, wie stark diese Strategie vom neofaschistischen Gedankengut Mohlers geprägt war, dem sogar ein strafrechtliches Verbot zeitgeschichtlicher NS-Forschung vorgeschwebt habe. Stattdessen sollten die »positiven Seiten« des Nationalsozialismus betont werden.
Einer seiner engsten Verbündeten war der Rechtsphilosoph Carl Schmitt. »Der sich über 42 Jahre erstreckende Briefwechsel zwischen Mohler und Schmitt enthält keine Stelle, in der eine (…) eigene schuldhafte Verstrickung in ein verbrecherisches Regime diskutiert wird«, bemerkt Willms. »Stattdessen gefielen sich die Autoren in der Pose der Verfemten und Verfolgten.« Stolz berief sich Mohler auf Schmitts Aufwertung des »Partisanen« und ernannte sich selbst in seiner Dankesrede für den Konrad-Adenauer-Preis 1967 zum »Freischärler«.
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