Montag, August 22, 2005

Interview zu Gewalt im Osten: "Es gab schon in den Achtzigern Verrohungstendenzen" - Panorama - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Die Säuglingstötungen von Brandenburg erschüttern die Republik. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erklärt Bernd Wagner, ehemaliger Oberstleutnant der DDR-Kripo, wie sich die Gewalt im Osten schon zu DDR-Zeiten ausprägte und Studienergebnisse unter Verschluss gehalten wurden. SPIEGEL ONLINE: Herr Wagner, welchen Einfluss hatten die SED-Herrschaft und die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR auf die Gewaltkriminalität und wirkt dieser Einfluss möglicherweise bis heute fort? Wagner: Die Studien zu rechtsradikaler Gewalt, die ich erstmalig 1988 für das Innenministerium der DDR koordiniert habe, zeigen, dass es in den achtziger Jahren eindeutig Verrohungstendenzen gab, vor allem im Bereich der Jugendkriminalität und der rechtsradikalen Gewalt. Die Gewalt bekam eine neue Qualität, bestimmte Dinge galten nicht mehr so wie vorher. Während es beispielsweise früher Konsens war, dass bei einer körperlichen Auseinandersetzung nicht auf einen am Boden liegenden Gegner eingetreten wird, häuften sich solche Fälle Ende der Achtziger. Das grausame Verbrechen von Frankfurt/Oder in direkten Zusammenhang mit der Herrschaft des SED-Regimes zu bringen, halte ich allerdings für sehr gewagt. Die Äußerungen von Herrn Schönbohm sind ideologisch gefärbt und nicht sehr differenziert.

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