Montag, August 22, 2005
ND - Verbotene SSS findet Erben - 22.08.05
In Sachsens NPD-Hochburg nehmen rechte Überfälle wieder zu
In der Sächsischen Schweiz strebt die NPD ein Direktmandat an. Sie wirbt mit Sozialpopulismus. Dass sich Überfälle häufen und Mitglieder der verbotenen SSS erneut angeklagt werden, passt aber nicht ins Konzept.
Den vorerst letzten Überfall gab’s bei der »Pirnaer Hofnacht«. Mehr als ein Dutzend Jugendliche aus der rechtsextremen Szene fielen bei dem Fest über einen Teenager her, dessen Äußeres ihnen offenbar nicht in den Kram passte. Die Attacke ist kein Einzelfall. Immer wieder gingen größere Gruppen von Rechtsextremen in den vergangenen Monaten in der Sächsischen Schweiz auf Jagd. Am 19. Juni lauerten sie am Bahnhof Pirna vermeintlichen Linken auf; die meisten Täter waren dabei vermummt. Zuvor waren bereits am Himmelfahrtstag Jugendliche an einem Kiessee überfallen worden – insgesamt dreimal. Jedes Mal gab es eine größere Anzahl Verletzter. (...) Für die organisierten Übergriffe gibt es Vorbilder. Die meist 15 bis 18 Jahre alten Täter orientierten sich offenkundig an den Aktionen der Kameradschaft »Skinheads Sächsische Schweiz«, sagt Lutz Richter, Kreisgeschäftsführer der Linkspartei.PDS. Die militärisch organisierte SSS, deren Ziel die »Säuberung« der Sächsischen Schweiz von Linken und Ausländern war, sei für ihre Härte berüchtigt gewesen: »Um sich zu profilieren, wollen die jungen Schläger jetzt noch härter sein.«
Der Ruf der SSS hat in der Szene offenbar auch durch den Umstand nicht gelitten, dass die Vereinigung im Jahr 2001 vom sächsischen Innenministerium verboten und vor Gericht als kriminelle Vereinigung eingestuft wurde, weshalb mehrere Mitglieder verurteilt wurden. Dessen ungeachtet, wurden die Aktivitäten anscheinend fortgesetzt. Nach einer Razzia im Dezember erhob die Staatsanwaltschaft zunächst Anklage gegen Thomas S., einen Kopf der SSS; seither folgten drei weitere Anklagen wegen Fortführung der kriminellen Organisation. Gegen 22 weitere Personen werde ermittelt, sagt Oberstaatsanwalt Jürgen Schär, der überzeugt ist, dass die SSS »konspirativ fortgesetzt« wird.
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