Freitag, August 12, 2005

Reutlinger General-Anzeiger: Nur dem Wunsch der Fans entsprochen

SSV Reutlingen - Ehemaliger Neonazi sollte Fan-Beauftragter werden. Andreas Rossiar lehnte Posten jedoch ab. Der Pfullinger war Gründer einer rechtsextremen Partei Der SSV Reutlingen bleibt Gesprächsstoff. Am vergangenen Freitag teilte Manager Wilfried Gröbner mit, der Verein habe mit Andreas Rossiar einen neuen Fan-Beauftragten. Rossiar sollte Peter Kappler beerben, der diese Aufgabe aus beruflichen Gründen abgeben will. Dass sich der SSV mit Rossiar einen ehemaligen Neonazi ins Boot geholt hatte, war den Verantwortlichen allerdings nicht klar. Rossiar sei von den Fans selbst vorgeschlagen worden, sagte gestern Manager Wilfried Gröbner auf GEA-Anfrage. Man habe einem Fan-Wunsch entsprochen. Rossiar selbst hat den Job des Fan-Beauftragten abgelehnt - allerdings erst nachdem Gröbner an die Öffentlichkeit gegangen war. Er könne diesen Posten wegen Arbeitsüberlastung nicht antreten, habe ihm Rossiar mitgeteilt, so Gröbner, der keine Einzelheiten aus Rossiars Vergangenheit gekannt haben will: »Ich habe davon gehört, habe aber keine Hintergrundinformationen.« Rossiar hatte schon als Jugendlicher Kontakt zu rechtsextremen Organisationen. Er war Kopf und Gründer der 1993 verbotenen rechtsextremistischen »Heimattreue Vereinigung Deutschlands« (HVD) und Mitglied der »Freiheitlichen Arbeiter Partei« (FAP). Auch diese Partei wurde verboten. Der Pfullinger stand 1995 vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Stuttgart. In diesem Neonazi-Prozess war der damals 27-Jährige zu einer mehrmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Gericht lastete Rossiar und seinen beiden Mitangeklagten an, die noch in ihrem Gründungsjahr 1983 verbotene »Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationaler Aktivisten« des verstorbenen Neonaziführers Michael Kühnen fortgeführt und sich als legaler Arm der nationalsozialistischen Bewegung verstanden zu haben.

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