Dienstag, November 08, 2005
Zeitgeschichte: Widerstand aus der Gosse
Sie nannten sich Edelweißpiraten: Jugendliche Nazi-Gegner ohne politisches Programm, die vielfach als Kriminelle diskriminiert wurden. Jetzt erinnert ein Kinofilm an die Rebellen.
Links der Bahndamm, Schutt und Müll. Rechts ein Gebrauchtwagenhandel, ein leerer Bolzplatz, die Kleiderkammer der Caritas. Kein Büdchen, kein Wohnhaus. Die Bartholomäus-Schink-Straße im Kölner Stadtteil Ehrenfeld ist eine Straße ohne wirkliches Leben - und ein Ort des Todes.
Als der Dachdeckerlehrling Bartholomäus ("Barthel") Schink 16 Jahre alt war, hieß die Straße noch Hüttenstraße. Hier standen eines Tages Galgen: Am 10. November 1944 wurde der Junge gehängt, auf Sonderbefehl des SS-Führers Heinrich Himmler, ohne Prozess, ohne Urteil, zur Abschreckung. Wie sein gleichaltriger Freund Günther, der Dreher lernte, der Arbeiter Franz und der angehende Kaufmannsgehilfe Gustav, beide 17, sowie neun weitere Opfer. Himmlers Geheime Staatspolizei hatte sie als Terroristen und "Gemeinschaftsschädlinge" gejagt, sie wurden gefoltert, schließlich getötet. Die Bürokratie der Nachkriegszeit stempelte sie zu kriminellen Rabauken, weitgehend gestützt auf Akten ebendieser Gestapo - und die Historiografie mag ihnen bis heute nicht so recht zubilligen, dass sie Widerstandskämpfer waren.
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