Montag, April 04, 2005
Anwalt.tv - Urteil im Prozess um tödliche Messerstiche nach Nazi-Musik erwartet
Fünf Jahre ist es her, als Helmut Sackers bei der Polizei Alarm schlug, weil sein 28 Jahre alter Nachbar in dem Halberstädter Plattenbau lautstark Nazi-Musik hörte. Am gleichen Abend war der 60-Jährige tot, verblutet an vier Messerstichen im Treppenhaus. Nach jeder Menge Gutachten und teils widersprüchlichen Zeugenaussagen soll in dem Revisionsprozess am Landgericht in Halle an diesem Montag das Urteil gesprochen werden. Während juristisch vor allem die Frage der Notwehr geklärt wird, wollen die Angehörigen des Opfers mehr: Gerechtigkeit für einen, der Zivilcourage besaß.
An dem Abend im April 2000 konnte Sackers die laute Musik in der Wohnung über sich nicht mehr ertragen. Der Rentner erkannte das Horst-Wessel-Lied, das Kampflied der Nazis, sagte später seine Lebensgefährtin aus. Als die Polizei kam und den Nachbarn zur Ruhe ermahnte, rief der Renter die Treppe hoch: Er werde ihn anzeigen, wenn er nochmal Nazi-Musik spiele. Von einem Sparziergang mit dem Hund kam Sackers dann abends nicht mehr zurück. Im Treppenhaus hatte er den 28-Jährigen getroffen. Es gab Streit und ein Gerangel, was dann passierte ist unklar, am Ende jedenfalls war Sackers tot. Das Landgericht Magdeburg hatte den Angeklagten im November 2000 freigesprochen, der Bundesgerichtshof gab jedoch der Revision der Familie des Opfers statt. Grund dafür war ein Verfahrensfehler.
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