Donnerstag, April 14, 2005
NZZ: Nationalismus-Welle in der TürkeiInternational 2005 04 13 20 58
Der Regierungschef Erdogan bricht sein Schweigen
Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat am Mittwoch erstmals Stellung zum jüngsten Nationalismus-Ausbruch in der Türkei genommen. Kurz zuvor hatten rund 200 Intellektuelle die in den letzten Wochen stetigen Angriffe der Rechtsnationalisten als «eine Gefahr für den inneren Frieden der Türkei» bezeichnet. (...) Die Rede des türkischen Regierungschefs bezog sich auf eine Nationalismus-Welle, die neuerdings wie ein eisiger Wind durch das Land zieht und gegen vermeintliche Andersdenkende gerichtet ist. Letzten Donnerstag konnte die Polizei in der Hafenstadt Trabzon am Schwarzmeer fünf Personen im letzten Moment und nur dank dem Einsatz eines Schützenpanzers vor einem Lynch- Mob retten. Die fünf Angegriffenen waren Mitglieder eines sogenannten Vereins für Solidarität mit den Familien der Inhaftierten (Tayad). Sie wollten gegen die schlechten Bedingungen in den Sondergefängnissen protestieren. Der aufgebrachte Mob hielt sie fälschlicherweise für Kurden.
Im Istanbuler hauptsächlich von Alewiten besiedelten Viertel «Gazi» wurde einen Tag später das Mitglied der alewitischen Religionsgemeinschaft Esat Atmaca von einem Rechtsnationalisten mit einem Messer zu Tode gestochen. In der Hauptstadt Ankara wurde der kurdische Anwalt und einstige Verteidiger des Kurdenführers Abdullah Öcalan, Medeni Ayhan, von Unbekannten auf offener Strasse erschossen. Angriffe von Rechtsextremen oder aufgepeitschten Volksmengen wurden mittlerweile auch aus der westlichen Stadt Sakarya gemeldet.
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