Mittwoch, November 02, 2005
de.indymedia.org | Projekt von Neonazis: Verein "Toringi e.V."
Nach Aufmärschen und Kundgebungen, einer Kameradschaft und einem rechtsradikalen Netzwerk, zahlreichen Neonazi-Konzerten sowie einer lokalen Nazipostille hat die Kleinstadt Gotha nun neues zu bieten: Einen eingetragenen Verein der rechtsextremen Szene, der Schulungen & Rechtsrock-Konzerte organisiert und ein gepachtetes Vereinshaus das als Ausgangspunkt für neofaschistische Gewaltakte fungiert. Nach dem sich die Überfälle in den letzten Wochen verschärften, sogar AnwohnerInnen Unterschriftenaktionen gegen den "Naziterror" initiierten, sah sich die Polizei unter Druck gesetzt und ließ nach einer Durchsuchungsaktion einen Nazitreff vorerst schließen, sowie einige braune Schläger verhaften. Die Vereinsstruktur existiert weiterhin.
Ein Jahr Existenz: 40 Mitglieder der Neonazi-Szene
Egal ob NPD-Kreisverband, Skinhead-Bands wie "Bataillon" und "Kampfgeschwader", Neonazigruppen wie der "Nationaler Widerstand Gotha" und das NSAW ("Nationales und Soziale Aktionsbüro Westthüringen) - in der Thüringischen Kleinstadt haben rechtsextreme Organisationsformen schon seit langem Hochkonjunktur. Lokale Nazikader haben ein neue Plattform geschaffen, in der das rechte "Fussvolk", musikorientierte Naziskinheads und ideologisch geschulten Rechtsextremisten gleichermaßen zufrieden gestellt werden. Bereits am 3. Oktober 2004 gründeten der 29jährige Immobilienmakler Carsten Franke sowie sein 23jähriger Stellvertreter Frank Humboldt im beisein von fünf weiteren Eingeschworenen den "Toringi-Verein zur Thüringer Brauchtumspflege". Doch statt wie in der Satzung verankert widmete sich die Gruppe, deren Größe bis zum Oktober 2005 auf etwa 40 Mitglieder anwuchs, weniger dem internationalem Jugendaustausch und der "Pflege von Denkmälern", sondern vielmehr rechtsradikalen Aktivitäten. Der Ehemalige Vorstand Franke, ebenfalls Intiiator des "Bürgerstammtisches gegen Sozialabbau" erlangte viel Ruhm innerhalb der Naziszene, als er im Herbst 2004 nach der Spaltung der Montagsproteste die Demonstrationen der Rechtsextremen veranstaltete. Doch es dauerte nicht lange und so kursierten im Frühjahr 2005 die ersten V-Mensch Gerüchte um den Immobilenmakler in Gotha. Daraufhin wurde am 27. Februar ein erneutes Vereinstreffen angesetzt und deren Spitze gewechselt.
Aufbau durch führende Nazikader wie Sebastian Reiche und Christian Rebenstock
Mit dem 22-jährigen Anti-Antifaaktivisten und landesweit aktiven Neonazi Sebastian Reiche, welcher zwischenzeitlich auch mit der Organisation eines europaweiten Neonazitreffens, der finanziellen und organisatorischen Leitung einer landesweiten Koordinierungsstelle Thüringer Rechtsextremisten, einer neuen Internetplattform, zwei rechtsradikalen Zeitschriften und dem NPD-Wahlkampf beschäftigt war, sollte sich einiges ändern. In der Tat folgte ein aktionistischer Wechsel innerhalb der rechten Szene rund um den Toringi-Verein. Zusammen mit seinem 19 Jährigen Stellvertreter Steffen Köthen segnete der Vorsitzender Reiche entsprechende Entscheidungen ab, deren Auswirkungen die Struktur zunehmend aus dem Untergrund hervorhob. Personelle Unterstützung erhält das Projekt auch durch weitere führende Neonazi-Aktivisten, beispielsweise durch den etwa 22jährigen Christian Rebenstock. Der wegen Körperverletzungsdelikten mehrfach vorbestrafte Gothaer ist ein führender Kader des NSAW, trat hin und wieder als Anmelder von Demonstrationen auf und besuchte nicht zuletzt selbst etliche Schulungen im Süd-Westthüringer Raum. Mit zwei duzend Anhängern, dem lokalen NPD-Direktkandidaten Michael Burkert und dem Neugothaer NSAW-Kader Patrick Wieschke sorgte Rebenstock im Frühjahr 2002 für Aufsehen, als er in die Räumlichkeiten eines antifaschistisches Vorbereitungstreffen gegen einen Naziaufmarsch eindrang und dies störte.
siehe dazu auch: Thüringer Neonazis setzen sich mit überregionalen Veranstaltungen in Szene
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