Mittwoch, September 22, 2004

BerlinOnline: Zerstrittene Kameraden

RECHTSEXTREME - NPD und DVU sitzen in den Landtagen von Dresden und Potsdam. Ihr Wahlergebnis ist auch eine Folge einer geänderten Strategie in der rechten Szene. Einen "politischen Dammbruch" sagte der Hamburger Neonazi Thomas Wulff für die Landtagswahlen in Sachsen voraus. Sollte die NPD die Fünf-Prozent-Hürde nehmen, dann ziehe "eine Partei aus einem Verbotsverfahren geradewegs in ein Landesparlament ein", heißt es in seiner Erklärung. "Das würde jedem Deutschen deutlich machen, welch einen Aufbruch die gesamte nationale Opposition derzeit erlebt." Wulffs Stimme hat Gewicht in der rechten Szene. Gilt er doch als wichtige neonazistische Führungsfigur. Der 42-Jährige, wegen Volksverhetzung vorbestraft, war lange Chef der inzwischen verbotenen Organisation "Nationale Liste" und führt heute den harten Kern der Hamburger Neonazis an. In Sachsen konnte sich die NPD im Wahlkampf auf die Unterstützung der Neonazis und Freien Kameradschaften im Freistaat verlassen. Bundesweit aber ist die Zusammenarbeit umstritten. Den Befürwortern um Wulff stehen die Gegner um Christian Worch gegenüber. Der 48-jährige Worch - Organisator der meisten Neonazi-Aufmärsche in Deutschland - fürchtet, die NPD suche bei den frei organisierten rechten Kameraden nur "ein paar nützliche Idioten, mit denen es man eine Weile machen kann, bis die Bedürfnislage der Partei sich ändert". Worch sah die NPD nicht immer so kritisch. Der einstige Weggefährte des 1991 an Aids gestorbenen Neonaziführers Michael Kühnen war von 1997 bis 2000 Verbindungsmann zwischen den Freien Kameradschaften und der NPD. Noch 1999 sagte Worch: "Selbstverständlich ist auch die NPD als Partei nur ein Mittel zur Durchsetzung unserer Weltanschauung."

Keine Kommentare: