Donnerstag, September 16, 2004
Frankfurter Rundschau online - Die Kreidefresser
In einigen Orten der S�chsischen Schweiz tummelt sich die rechtsextreme NPD in der Mitte der Gesellschaft (...) Königstein. Ein wunderschönes Städtchen unterhalb einer alten Festung, eingebettet in die märchenhafte Felslandschaft der Sächsischen Schweiz. 3000 Einwohner, eine Stadt wie eine Puppenstube. Bei der Kommunalwahl im Juni gaben 21,1 Prozent der NPD die Stimme. Die NPD in Königstein, das ist Uwe Leichsenring, 37 Jahre alt, von Beruf Fahrschullehrer. Ein "Wolf im Schafspelz" und "ganz klar rechtsextrem", meinte kürzlich der parteilose Bürgermeister Frieder Haase. "Die deutsche Eiche stört es nicht, wenn die Sau sich daran reibt", antwortete der NPD-Mann.
Königstein ist nur ein Beispiel. Reinhardtsdorf-Schöna ein anderes. Ein hübsches Dorf im letzten Winkel der Sächsischen Schweiz direkt an der tschechischen Grenze. 25,2 Prozent NPD-Wähler, drei Sitze im Gemeinderat. Die meisten Stimmen bekam Klempnermeister Michael Jacobi aus dem Ortsteil Kleingießhübel. Ein angesehener Mann, hat ordentlich mitgeholfen beim Aufräumen nach der Jahrhundertflut. Ein beliebter Handwerksmeister. Dass die Polizei vor einigen Jahren bei einer Razzia in seiner Garage Sprengstoff und Waffen fand, stört offensichtlich die meisten nicht. Oder man will es gar nicht wissen.
Die NPD ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ein Klempner, ein Fahrlehrer - und in Sebnitz, wo die NPD auf 13,2 Prozent kam (1600 Stimmen), da ist es der Arzt Johannes Müller. Das lokale Establishment färbt sich braun. In der Sächsischen Schweiz hat die NPD mehr Mitglieder als SPD und Grüne zusammen. Die Gegend ist schon seit Jahren eine braune Hochburg.
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