Donnerstag, September 30, 2004
NPD-Mann Gansel - Hetzer mit NSDAP-Jargon - FOCUS
Nach ihrem Triumph vor dem Verfassungsgericht und ihrem Wahlerfolg in Sachsen präsentiert sich die NPD so extrem wie schon lange nicht mehr – und schmiedet langfristige Allianzen.
Als der Partei das Verbot durch das Verfassungsgericht drohte, gab sich ihr Chef Udo Voigt betont friedlich: natürlich sei die NPD „eine demokratische Partei“. Der „Kampf um die Straße“ mit martialischen Aufmärschen wurde vorübergehend eingestellt, offene Bewunderung des Nationalsozialismus gedrosselt. Schließlich ging es darum, erst einmal das Verfahren in Karlsruhe abzuwehren.
Mit der taktischen Zurückhaltung ist längst Schluss, die NPD präsentiert sich so extrem wie schon seit langem nicht mehr. Und ihre Parolen kann sie nach der Landtagswahl in Sachsen zum ersten Mal seit 1968 wieder auf einer parlamentarischen Bühne verbreiten.
Antisemitische Pamphlete
Wenn sich der neue sächsische Landtag im Oktober konstituiert, rückt auch der profilierteste antisemitische Agitator der NPD in den Plenarsaal ein: Jürgen W. Gansel, 30, ehemaliger korporierter Student aus Marburg, heute Redakteur des NPD-Blattes „Deutsche Stimme“ im sächsischen Riesa.
Gansels antisemitische Pamphlete lesen sich wie Zitate aus dem „Völkischen Beobachter“. So schrieb er im August 2004 in der „Deutschen Stimme“ über denn jüdischen Philosophen Theodor W. Adorno, dessen „Kritische Theorie“ sei „ein Giftfraß“ gewesen, „der die inneren Organe und das Gehirn des deutschen Volkskörpers angreifen sollte“. Aus den Werken Adornos, ereifert sich der frischgebackene sächsische Landtagsabgeordnete Gansel, spreche der „Gemeinschaftshass des entwurzelten jüdischen Intellektuellen“.
Die Machtergreifung Hitlers 1933 nennt das Mitglied im NPD-Bundesvorstand ganz im einstigen NSDAP-Jargon, „nationale Erhebung“. In einem anderen Beitrag wettert der Israel-Hasser Gansel gegen die „Idiotentreue der Regierungseuropäer“ zu dem „Völkchen der Auserwählten“.
Gerade die tiefbraunen Töne der NPD-Kader wirken als Bindemittel zwischen der Partei und den „Freien Kameradschaften“ meist jugendlicher Neonazis, die nach Beobachtungen des Verfassungsschutzes die unentbehrliche Fußtruppe der Partei bilden.
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