Donnerstag, September 23, 2004
KSTA.DE - Sich endlich der Vergangenheit stellen
Das kollektive Vergessen soll ein Ende haben. Eine Kommission sucht nach verschollenen Massengräbern und will die Opfer rehabilitieren.
Wenigstens 150 000 Regimegegner wurden hingerichtet. Rund 500 000 politische Häftlinge wurden in Kerkern gefoltert und zur Zwangsarbeit in staatlichen wie privaten Betrieben verpflichtet. Die Liste der Gräueltaten der rechtsgerichteten Franco-Diktatur, die Spanien nach einem blutigen Bürgerkrieg (1936-1939) bis 1975 im eisernen Griff hatte, ist lang. Und die Menschenrechtsverbrechen der Franco-Schergen sind bis heute ungesühnt.
Fast 30 Jahre sind die Untaten der spanischen Diktatur und die Leiden der Opfer totgeschwiegen worden, um den gesellschaftlichen Frieden nicht zu gefährden. Nun wagt Spaniens sozialdemokratischer Regierungschef José Luis Zapatero, das wohl dunkelste Kapitel der jüngeren spanischen Geschichte zu öffnen - nicht zuletzt aus eigener Betroffenheit - sein Großvater war ebenfalls ermordet worden. Zapateros konservativer Vorgänger José María Aznar hatte dieses brisante Thema noch unter den Teppich gekehrt, wohl auch, weil die Franco-Anhänger Zuflucht in Aznars konservativer Volkspartei fanden.
„Es ist an der Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen“, fordern Spaniens Sozialdemokraten, die gerade eine Regierungskommission einsetzten, um die Opfer der Diktatur „moralisch und juristisch“ zu rehabilitieren. Man müsse das historische Gedächtnis dieses Landes wiederbeleben. „Die Wunden heilen mit der Gerechtigkeit, mit der Entschädigung und nicht mit dem Vergessen. Wir haben noch eine Schuld zu begleichen mit jenen, die für die Freiheit kämpften.“
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