Mittwoch, September 22, 2004
ND- Nazis im Schafspelz
Fast zehn Prozent in Sachsen, rund sechs Prozent in Brandenburg: Mit der NPD und der DVU gelang in gleich zwei ostdeutschen Ländern rechtsextremen Parteien der Einzug in die Parlamente. Zumindest der Erfolg der NPD kommt nicht von ungefähr – die Partei ist mittlerweile in einigen Regionen Sachsens verwurzelt.
Die DVU ist ein Phänomen: Als Partei ist sie eigentlich nicht existent, ihre Landtagsabgeordneten fielen in den vergangenen fünf Jahren innerhalb und außerhalb des Parlaments nicht auf, auf kommunaler Ebene spielt sie ebenfalls keine Rolle. Im Prinzip existiert die Partei nur auf Plakaten. Anders ist die Situation in Sachsen. Dort hat sich die NPD in den vergangenen Jahren ein stabiles Wählerreservoir geschaffen, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Uwe Leichsenring aus dem Städtchen Königstein in der Sächsischen Schweiz ist so einer aus dieser Mitte. Der Fahrschullehrer sitzt seit Jahren im Stadtparlament. Mehr als ein Fünftel der Wähler haben ihm und der NPD bei den Kommunalwahlen im Juni ihre Stimme gegeben. Künftig wird der 37-Jährige auch im Dresdner Landtag sitzen.
Fahrlehrer Leichsenring steht für den neuen Typ des NPD-Politikers: Die bürgerliche Fassade ist nicht angeklebt – viele Funktionäre haben bürgerliche Berufe, sind in der Nachbarschaft anerkannt und beliebt. Da mag der parteilose Bürgermeister von Königstein, Frieder Haase, noch so sehr mahnen, Leichsenring sei ein »Wolf im Schafspelz«, einer, der »ganz klar rechtsextrem« sei. Zusammen mit einer diffusen antikapitalistischen Stimmung, dem Gefühl, als Ostdeutscher immer noch Bürger zweiter Klasse zu sein und fremdenfeindlichen Ressentiments macht der seriöse Anstrich Leute wie Leichsenring für Jung und Alt wählbar.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen