Dienstag, September 28, 2004
Herr Müller von der NPD
Die sächsische Landtagswahl brachte der NPD unerwartete Erfolge. Die Rechtsextremen zeigen nicht nur Springerstiefel, sondern auch ein bürgerliches Gesicht. Eines wie Johannes Müller. Aus dem Arzt wird nun ein NPD-Abgeordneter
Johannes Müller lächelt ein wenig verlegen, als der Mann neben ihm wütend wird. "Deutschland braucht revolutionäre Bestrebungen", ruft Holger Apfel, sächsischer NPD-Spitzenkandidat, durch den Gasthof "Sächsischer Wolf". "Wir wollen das liberal-kapitalistische System überwinden." Herr Müller verzieht das Gesicht. Apfel ereifert sich über "Gossenjournalismus" im Allgemeinen und die Grünen als "Drahtzieher des antifaschistischen Terrors" im Besonderen, hier, auf der ersten Pressekonferenz in Freital bei Dresden, nach dem 9,2-Prozent-Landtagswahlerfolg der NPD am vergangenen Sonntag.
"Nichts ist mehr so, wie es einmal war", sagt Apfel langsam, den Mund ganz nah am Mikro, und Müller rutscht auf seinem Stuhl ein Stück weg vom bulligen 33-Jährigen. Später wird er über Apfel sagen: "Ihm wurde übel mitgespielt. Da reagiert er manchmal in den Worten über." Apfel ist der typische Neonazi, der im Fernsehen pöbelt. Müller dagegen passt in dieses Klischee nicht. Er ist das freundliche Gesicht der NPD. Müller, Kandidat auf Listenplatz drei, steht für die zweite Reihe von NPD-Kadern, die Springerstiefel hassen und Megafone meiden. Die weder dumpf poltern noch als schneidig geleckte Youngster dahergekommen. Denen man länger zuhören muss, um auf das rechtsextreme Weltbild zu stoßen - und an jenen toten Punkt, an dem noch zu argumentieren nichts mehr nutzt.
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