Dienstag, September 14, 2004
Frankfurter Rundschau online - Schießstände im Keller
Auf einem alten Bundeswehrgelände in Niedersachsen betreibt der Neonazi-Drahtzieher Jürgen Rieger ein "Zentrum für Fertilisation"
Von so einem Anwesen träumt der Neonazi made in Germany: 26 000 Quadratmeter parkähnliches Gelände, vier Backstein- und Fachwerkgebäude mit Schlaf- und Schulungsräumen, Offizierskasino, ausreichend Sanitäranlagen. Im Keller der Clou: mehrere mit Luftschächten ausgestattete Stahlbetonbunker und Schießstände. Dort lässt sich prima der Umgang mit der Waffe trainieren und Luft schnuppern, wie es ist, wenn Offiziersstiefel knallen und militärische Einsatzpläne diskutiert werden. (...) Für den Schnäppchenpreis von rund 250 000 Euro ging die Großimmobilie an die "Wilhelm Tietjen Stiftung für Fertilisation", die das Gelände auf einer Versteigerung im Frühjahr erwarb. Was die Stiftung mit dem Gelände vorhat, ist unschwer zu erraten. Denn ihr Vorsitzender ist Jürgen Rieger, bekennender Holocaust-Leugner und Hausanwalt der rechten Szene, der von seiner Kanzlei im noblen Hamburger Stadtteil Blankenese schon nahezu jeden, der im rechten Lager eine große Nummer war oder ist, vor Gericht vertreten hat: Michael Kühnen, Horst Mahler, Ernst Zündel oder SS-Sturmbannführer Arpad Wiegand, der behauptet hatte, im Warschauer Ghetto wäre kein Jude verhungert, wenn die Insassen untereinander Solidarität geübt hätten.
Rieger ist einer der beharrlichsten Drahtzieher deutscher Altnazis, Neonazis und Rechtsextremer, der seit fast vier Jahrzehnten durch diverse Szene-Aktivitäten auffällt und dessen Gesinnung nichts an Deutlichkeit vermissen lässt. "Wenn der erste Reporter umgelegt ist, der erste Richter umgelegt ist, dann wissen sie, es geht los", prahlte der Organisator des jährlichen "Rudolf-Hess-Gedenkmarschs" in einem Interview 1993.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen