Donnerstag, September 09, 2004

junge welt vom 09.09.2004 - "Erbland Sudetenland"

Die »Sudetendeutsche Initiative«: Wenn schon nicht Rückgabe des »entzogenen Vermögens«, dann doch »zumindest Entschädigungsansprüche, die sich auf den heutigen Verkehrswert« in der EU belaufen Was die »Preußische Treuhand« gegenüber Polen einklagen will, das versucht die »Sudetendeutsche Initiative« (SDI) gegenüber der Tschechischen Republik durchzusetzen. Mit dem Slogan »Sudetendeutsche! Eigentum ist Menschenrecht! Fordert Euer rechtmäßiges Eigentum ein. Wir helfen Euch!« ermuntert sie die Leser einschlägiger Blätter zur Inanspruchnahme ihrer Dienste. Vorsitzender der SDI ist Erich Högn aus Königstein/Taunus, bis 2002 Vorstandsmitglied des Witikobundes, der in völkisch-großdeutscher Tradition stehenden »nationalen Gesinnungsgemeinschaft der Sudetendeutschen«. Der Witikobund ist denn auch ganz offensichtlich die tragende Kraft der SDI. Als korporative Mitglieder werden außerdem genannt: »Sudetendeutscher Arbeitskreis für deutsche und europäische Bauernfragen«, »Studiengruppe Erbland Sudetenland«, »Ostdeutscher Arbeitskreis Hochtaunus« (OAK), ein gewisser »Willi-Wanka-Kreis« und der SL-Heimatkreis Mährisch-Schönberg. Der OAK ist im Internet mit einer Homepage (...) vertreten, deren Inhalte in keiner Neonazi-Zeitung deplaziert wirken würden. Wer nach der Studiengruppe Erbland Sudetenland sucht, landet beim »Heimatkreis Mies-Pilsen« der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL). Dessen Vorsitzender Hans Mirtes ist gleichzeitig Präsident der Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher und Chef der Studiengruppe Erbland Sudetenland. Eine Art »Dienstleistung« Am Anfang der SDI, schreibt der vorsitzende Witikone Högn in der Deutschen Umschau des Bundes der Vertriebenen (BdV) Nordrhein-Westfalen, habe »eine Handvoll Sudetendeutscher« gestanden, die sich »im Sommer 2002 zusammenfanden, um die ›Sudetendeutsche Initiative‹ aus der Taufe zu heben«. Hintergrund sei die Erkenntnis gewesen, »daß sich auf der politischen Ebene keine Streiter für das Eigentumsrecht der deutschen Heimatvertriebenen finden«. In diesem Bewußtsein habe man sich entschlossen, »eine Art Dienstleistungsunternehmen zu schaffen, das sudetendeutschen Landsleuten, die noch nicht resigniert haben, dazu verhelfen soll, auf dem Rechtsweg zurückzufordern, was ihnen durch staatliche Gewalt entzogen wurde«.

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