Mittwoch, September 01, 2004
Jungle World 37/2004 Antifa -Indizien und ein Verdacht
Hinter dem Brandanschlag auf ein jüdisches Sozialzentrum in Paris vermutet die Polizei rechtsextreme Täter.
Die Täter zeichneten Hakenkreuze und schrieben »Frankreich den Franzosen« und »Es lebe der Islam« an die Wände des jüdischen Sozialzentrums in Paris, das sie am 22. August anzündeten. (Jungle World, 36/04) Wollten sie bewusst Verwirrung stiften? Auf den ersten Blick ist es eine offene Frage, wer den Brandanschlag auf das Zentrum, das überwiegend als Armenküche diente, in der Nacht zum vorletzten Sonntag verübte. Bereits am nächsten Abend tauchte auf einer islamistischen Internetseite ein angebliches Bekennerschreiben auf, das möglicherweise in Dubai aufgegeben wurde. Darin hieß es, »junge Mujahedin« hätten »um vier Uhr Feuer in dem jüdischen Tempel in Paris gelegt«.
Die Ermittler glauben allerdings derzeit nicht an die Echtheit des Tatbekenntnisses, wie die Pressestelle der Pariser Polizeipräfektur der Jungle World bestätigte. Als Gründe für die Vermutung, es handele sich bei den Verfassern des Bekennerschreibens um Trittbrettfahrer, wird einerseits angeführt, dass ein solches Schreiben normalerweise dazu diene, »Täterwissen zu offenbaren«. In diesem Fall seien aber ebenso vage wie falsche Angaben zum Tathergang gemacht worden.
So handelt es sich bei dem angezündeten Lokal in der Rue de Popincourt nicht um einen Tempel oder eine Synagoge, sondern um eine kleine Sozialeinrichtung. Und auch die Uhrzeit, zu der die Brandstiftung begangen wurde, sei falsch angegeben worden. Denn der Feueralarm sei bereits um 3.30 Uhr ausgelöst worden. Außerdem gehen die Behörden davon aus, dass eine international operierende terroristische Gruppe nicht ein relativ kleines Sozialzentrum angegriffen, sondern spektakulärere Ziele ausgewählt hätte.
Die höchste Wahrscheinlichkeit misst die Pariser Polizei derzeit der Hypothese zu, dass rechtsextreme Täter hinter dem Brandanschlag stecken. Aber auch die Tat »eines Geistesgestörten« will sie nicht ausschließen, solange die Laboruntersuchungen der am Brandort sichergestellten Spuren noch nicht abgeschlossen sind.
Jenseits der Identität des Täters oder der Täter stellt sich die Frage nach der dahinter stehenden Absicht. Denn es ist unbestritten, dass es seit dem Beginn der jüngsten Serie von Schändungen jüdischer und moslemischer Gräber eine Reihe von Nachahmungstaten gegeben hat, etwa auch von jugendlichen Satanisten oder Teenagern, die sich einer »Mutprobe« unterzogen und in Einzelfällen auch christliche Gräber beschmierten, wie die Festnahme eines Jugendlichen im elsässischen Niederhaslach belegte.
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