Mittwoch, September 15, 2004

Kölnische Rundschau - Mit Bomben gegen „Araber“

Leila hat Angst. Angst etwa, dass ihr 9-jähriger Sohn in der Schule von Mitschülern attackiert wird. Das ist bereits mehrfach geschehen. Und Angst, dass ihrer Familie ähnliches widerfährt wie ihrem Vetter Habib. Dessen kleines Haus nördlich von Bastia ist soeben von einer Bombe völlig zerstört worden. „Er ist mit den Nerven am Ende“, sagt Leila, „er wird fortziehen aus Korsika“. Leila und Habib sind in Marokko geboren. Aber sie leben seit mehr als 20 Jahren auf Korsika. Leila ist mit einem Korsen verheiratet, Habib hat es als freier Handwerker zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Beide fühlten sich auf der französischen „Insel der Schönheit“ zu Hause, betrachteten sich schon als Korsen. Doch seit Jahresbeginn ist alles anders. Mehr als drei Dutzend Anschläge auf den Besitz nordafrikanischer Einwanderer haben das Klima vergiftet. Im März kam es in der Altstadt von Bastia sogar zu einer Straßenschlacht zwischen jungen korsischen Nationalisten und Jugendlichen maghrebinischer Abstammung. Bevölkerung zeigt sich teilnahmslos „Araber raus!“ - lautet die neue Forderung der korsischen Nationalisten. Die Parole war auch auf den Zaun um Habibs Häuschen geschmiert. Seit sich die um eine Loslösung von Frankreich kämpfenden Separatisten immer mehr ins politische Abseits manövriert haben, greift auf Korsika der Fremdenhass um sich.

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