Mittwoch, September 15, 2004
Jungle World 39/2004 International - Tod auf der Straße
m brasilianischen São Paulo häufen sich die Morde an Obdachlosen. Menschenrechtsaktivisten vermuten die Täter im rechtsextremen Milieu
Seit nunmehr drei Wochen häufen sich in der brasilianischen Metropole die Übergriffe auf die »sem-tetos«, die ohne Dach. Im Abstand von drei Tagen wurden vor den Stufen der Kathedrale 14 Menschen im Schlaf mit einem großen hammerartigen Gegenstand angegriffen. Sechs der Opfer erlagen den Schädelverletzungen, weitere vier schweben noch in Lebensgefahr. Wenige Tage später schoss ein Mann an der gleichen Stelle auf eine Gruppe von Obdachlosen, die unverletzt entkommen konnten. Im Osten der Stadt wurde ein Wohnungsloser von einer Bombe verwundet.
Die prekäre Lage der Obdachlosen ist längst wieder zur Nebensache geworden und hat bestenfalls Sensationswert. Die Lokalpolitiker gaben sich bestürzt, der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva attestierte den Tätern eine »unerklärliche Geisteskrankheit«. Doch der Ombudsmann des präsidentiellen Menschenrechtskomitees Pedro Montenegro glaubt nicht an einen geistesgestörten Einzeltäter: »Die systematische Natur dieser Verbrechen lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier um die Arbeit einer organisierten Gruppe handelt.«
Seit vielen Jahren greifen Rechtsextremisten immer wieder sozial Marginalisierte an. Ein Bericht von Amnesty International stellte im Mai dieses Jahres fest, dass in vielen brasilianischen Bundesstaaten Todesschwadrone weiterhin »soziale Säuberungen« durchführen.
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