Mittwoch, September 01, 2004

mz-web.de - Ein Streit unter Nachbarn oder die Rache eines Nazis?

Tod eines Rentners in Halberstadt beschäftigt erneut die Justiz Für die Halberstädter Polizei war es von Anfang an ein Streit unter Nachbarn mit tragischem Ausgang gewesen. Um laute Musik sei es gegangen, hatte es in der ersten Pressemitteilung der Behörde geheißen. Das war am 30. April 2000. Da war Helmut S., der eine Woche zuvor seinen 60. Geburtstag gefeiert hatte, gerade zwölf Stunden tot. Erstochen von Andreas Sch. - einem Nachbarn, der im Flur des Halberstädter Plattenbaus nach eigenen Angaben "in Todesangst" zum Messer gegriffen hatte. Kein Wort im Polizeibericht, dass das spätere Opfer nicht wegen irgendwelcher Musik mit dem jungen Mann aneinander geriet. Helmut S. hatte das Horst-Wessel-Lied aus dessen Wohnung dröhnen gehört. Auch für die Richter des Magdeburger Landgerichts, die den Fall 2000 zu verhandeln hatten, war es am Ende ein Streit unter Nachbarn mit tragischem Ausgang gewesen. Der Rentner sei im Hausflur derart rabiat auf Sch. losgegangen, dass dessen Griff zum Messer als Notwehr zu werten sei. Einzige Zeugin: Die damalige Verlobte und heutige Ehefrau des Messerstechers. Kein Wort davon, dass die Polizei noch in der Tatnacht kartonweise Nazi-Musik, Nazi-Propagandahefte und Nazi-Videos in der Wohnung von Sch. beschlagnahmt hat. siehe auxh: Allerletzte Lieder. Ein Mann erstach seinen Nachbarn – der hatte sich über Nazimusik beschwert. Nach einem Freispruch wird der Fall jetzt neu aufgerollt, Die schlechteste aller Welten. Weil ein Rentner keine Nazi-Musik hören wollte, musste er sterben. Der Täter bekam unverständlicherweise einen Freispruch – nun wird neu verhandelt.

Keine Kommentare: