Donnerstag, September 02, 2004

taz 2.9.04 Straßennamen gegen das Vergessen

Heute werden in Kalk am neuen Polizeipräsidium zwei Straßenschilder eingeweiht: Die "Geschwister-Katz-Straße" soll an die Verfolgung und Ermordung von Kölner Juden erinnern, die "Martha-Mense-Straße", benannt nach einer Kommunistin, die gegen das Nazi-Regime kämpfte, an den Widerstand Straßennamen sind immer das Spiegelbild der Geschichte einer Stadt. Wenn heute in Kalk am Kölner Polizeipräsidium zwei neue Straßenschilder eingeweiht werden, dann erinnern diese an eines der dunkelsten Kapitel der jüngsten Vergangenheit: die Verfolgung und Ermordung von Kölner Juden und Regimegegnern im Nationalsozialismus. Die "Geschwister-Katz-Straße" steht dabei symbolisch für die deportierten Juden. Die "Martha-Mense-Straße" erinnert an den Kölner Widerstand. "Mit beiden Straßennamen wollen wir gegen das Vergessen angehen", erklärt Karin Schmidt, grüne Bezirksvertreterin in Kalk. "In Köln lebten Anfang der 30er Jahre knapp 20.000 Juden", berichtet der Kölner Historiker Fritz Bilz, 200 von ihnen in Kalk. Die Familie Katz war 1905 aus dem Westerwald nach Köln in die Remscheider Straße gezogen. Drei der vier Kinder von Jakob und Berta Katz wurden in Köln geboren. Hautnah mussten sie erleben, wie am 1. April 1933 SA-Horden während des so genannten Judenboykotttages in ihrem Stadtteil wüteten. "Sie beschmierten die Fenster der jüdischen Geschäfte mit Hetzparolen und hinderten die Kunden daran, diese Geschäfte zu betreten", skizziert Bilz die damaligen Ereignisse. Auf der Kalker Hauptstraße attackierte der braune Mob das Schuhgeschäft von Louis Spiegel und auf der Kalk-Mülheimer-Straße den Metzger Isaak Salomon.

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