Donnerstag, September 02, 2004

Volksstimme Nachrichten - Verteidigungsstrategie "Notwehr" war bereits in Magdeburg erfolgreich

Wie der Angeklagte gestern vorm Landgericht Halle sein Opfer und sich selbst charakterisiert, ist schon erstaunlich. Demnach war der 60-Jährige, den der Halberstädter vor vier Jahren erstach, so etwas wie ein überdimensionaler, unangenehmer "Speedy Gonzales". Fast immer im Schnellschritt unterwegs. Furchteinflößend, weil mit Hund. Ewig räsonierend. Unfreundlich. Selbst sieht sich der 32-Jährige als harmloses, ja mehr noch - ängstliches Mäuschen. Seelisch und körperlich gezeichnet nach der Messerattacke eines Schwarzafrikaners 1991 in Magdeburg. Politisch völlig unausgerichtet. Und beileibe nicht rechtsextremistisch, so der mutmaßliche Skinhead. Der anstatt in Bomberjacke und Springerstiefeln betont vornehm im grauen Zwirn vor der 1. Großen Strafkammer erscheint. Oberstaatsanwalt Andreas Schiebeck wirft Andreas S. vor, am 29. April 2000 gegen 23 Uhr im Halberstädter Neubaugebiet "Thälmannring" einen Mann mit einem Messer (Klinge 17 Zentimeter) getötet zu haben: Körperverletzung mit Todesfolge. Das spätere Opfer habe die Polizei gerufen, weil es sich von der lauten Musik aus der Wohnung von Andreas S. gestört gefühlt hatte. Der Staatsanwalt vermied in diesem Zusammenhang das Wort "Nazimusik". Die Beamten machten S. auf den ruhestörenden Lärm aufmerksam. Dabei, so der Angeklagte, habe es bereits eine unangenehme Begegnung mit dem Nachbarn von unten gegeben: "Herr Sa. kam aggressiv die Treppe heraufgestürmt und drohte, dass etwas passiert, wenn ich die Nazimusik nicht ausmache. Sogar die Polizisten haben sich angeschaut und gefragt: Was war denn das eben?" Nazimusik habe er nicht abgespielt, beteuert der Angeklagte. Die vier Stiche, an denen er innerhalb von Minuten verblutete, erhielt der 60-Jährige dann eine halbe Stunde später im Hausflur. siehe auch: "Kein rechtes Zeug, bloß Technomusik". Neuer Prozess gegen einen mutmaßlichen Skinhead, der seinen Nachbarn erstach

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