Freitag, September 03, 2004

taz 3.9.04 "Pro Köln" verwechselt rechts mit Recht

Die Vorsitzende der rechtsextremen "Bürgerbewegung Pro Köln" will von "Linksextremisten" brutal misshandelt worden sein. Vor Gericht verwickelt sie sich jedoch in Widersprüche und hat Erinnerungslücken. Ergebnis: Freispruch für die Angeklagten Zum Schluss hatte es Markus Beisicht eilig. Im schnellem Stechschritt und mit finsterer Miene verließ der Rechtsanwalt und stramme Rechtsausleger am späten Mittwoch Nachmittag den Verhandlungssaal 13 im Justizzentrum an der Luxemburger Straße. Seine Mandantin hatte einige Probleme, seinem Tempo zu folgen. Aber auf Judith Wolter war Beisicht ohnehin nicht mehr gut zu sprechen. Denn die Vorsitzende und Spitzenkandidatin der rechtsextremen "Bürgerbewegung Pro Köln" hatte es einfach grandios vermasselt. (...) So resümierte Oberstaatsanwalt Rainer Wolf in seinem Schlussplädoyer, fest stehe nur, "dass ein Zusammentreffen stattfand". Für ihn ließ sich jedoch nicht mehr klären, was sich konkret bei dem Handgemenge abspielte und vor allem, wer neben Wolter an ihm beteiligt war. Die Konsequenz: Wie die Verteidigung beantragte auch der Ankläger, alle Angeklagten freizusprechen - zum großen Missfallen Beisichts. Aufgebracht versuchte der Anwalt, der zwischen Recht und rechts nicht so recht zu unterscheiden vermag, das Gericht doch noch davon zu überzeugen, wenigstens den Hauptangeklagten zu einer "empfindlichen Freiheitsstrafe" zu verurteilen - indem er obszönerweise Judith Wolter mit den Opfern des Nationalsozialismus verglich.

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