Mittwoch, September 01, 2004
Die mühsame Suche nach der Wahrheit - sueddeutsche.de
Am 9. September beginnt am Schwurgericht der vielleicht letzte große Kriegsverbrecher-Prozess. Der ehemalige slowakische Hauptmann Ladislav Niznanksy ist angeklagt wegen Mordes in 164 Fällen.
Der kleine Filip Debnar lag in den Armen seiner Mutter, eingewickelt in eine Wolldecke. Es war kalt an diesem Wintermorgen des 21. Januar 1945, als eine Horde schwer bewaffneter Männer das Dorf Ostry Grun umzingelte.
Einigen jungen Männern war noch die Flucht gelungen, als sie die Motorengeräusche der herannahenden Fahrzeuge gehört hatten. Zurück blieben vor allem alte Leute, Frauen und Kinder. Die Männer, von den einige deutsche, andere slowakische Uniformen trugen, trieben alle Dorfbewohner vor dem Haus der Familie Debnar zusammen, dann ratterten die Maschinenpistolen. 62 Menschen verloren an diesem Morgen ihr Leben, der jüngste Tote war der kleine Filip. Er wurde nur 14 Monate und zwei Tage alt.
Fast 60 Jahre später wird das Massaker in der Zentralslowakei vor einem bundesdeutschen Gericht aufgerollt. Am 9. September beginnt am Schwurgericht MünchenI der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Haupttäter des Gemetzels. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 86-jährigen Ladislav Niznansky nicht nur den Mord an den Bewohnern von Ostry Grun, sondern auch noch zwei weitere Massaker in dem Nachbardorf Klak und in der Gemeinde Ksina vor, wo 18 jüdische Flüchtlinge in einem Erdloch aufgespürt und ermordet wurden.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen