Freitag, Juli 15, 2005

taz 15.7.05 Bei rassistischer Gewalt guckt die Polizei weg

In Lettlands Hauptstadt Riga häufen sich Angriffe von Skins auf Ausländer. US-Außenministerium warnt vor Reisen Ein warmer Sommerabend, Samstag, kurz vor 20 Uhr in der Altstadt von Riga. Christopher Ejugbo, ein Nigerianer, der seit mehr als zehn Jahren in Lettland lebt, wird von zwei Männern angehalten - Skinheads in militärähnlicher Kleidung mit aufgenähten Hakenkreuzen. Sie spucken ihn an, bedrohen und beschimpfen ihn auf russisch. Ejugbo versucht ruhig weiterzugehen, bekommt dann aber Angst und rennt los. Er läuft in eine kleine Kneipe, verfolgt von den grölenden Rassisten. Der Wirt ruft die Polizei. Die nimmt die Skins mit auf die Wache und lässt sie kurze Zeit später frei. Eine Anzeige, die Ejugbo machen will, wird nicht aufgenommen. Begründung: Er sei nicht körperlich attackiert worden. Der Afrikaner ist empört. Müsse es erst zu einem Todesfall kommen, bevor Politiker und Justiz die Ernsthaftigkeit der rassistischen Gewalt in Lettland erkennen, heißt es in seiner Erklärung, die lettische Medien veröffentlichten. (...) Welch unbekümmerten Umgang viele Parteien mit Nationalisten und Rassisten haben, zeigt auch die Tatsache, dass sich das Parlament noch bis vor wenigen Wochen mit Aleksandrs Kirsteins einen Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses leistete, der regelmäßig mit antisemitischen Äußerungen auffiel.

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