Dienstag, Juli 19, 2005
taz 19.7.05 Im Visier von Neonazis
Eine "Anti-Antifa-Liste" veröffentlicht Namen und Adressen von Linken im Internet. Einige von ihnen wurden Opfer lebensgefährlicher Angriffe durch Nazis. Die wiederum beschuldigen nun die Linken
Die Überschrift der Website ist eindeutig. "Anti-Antifa-Network" nennt sich die öffentlich zugängliche Internetseite. Ihr Inhalt ist brisant: Neonazis aus Potsdam und Berlin veröffentlichen hier die privaten Anschriften und Steckbriefe von Opfern rechter Gewalttaten. Mit dabei: Ein 24-jähriger Linker, der vor zwei Wochen von 15 Neonazis in Potsdam brutal überfallen wurde. Unter Rufen wie "Scheiß Zecke, dich mach ich alle!" hatten die Angreifer, die nachts in einer Straßenbahn unterwegs waren, die Notbremse gezogen, als sie ihr Opfer auf der Straße sahen. Dann fielen sie unvermummt über den Betroffenen und dessen Begleiter her. Die Rechten schlugen ihre Opfer nieder, traten auf die am Boden Liegenden ein und zerschnitten dem 24-Jährigen mit einer abgebrochenen Bierflasche das Gesicht.
Ebenfalls auf dem alphabetisch sortierten Feindindex: Vier Linke aus Berlin, die im Sommer 2001 nur knapp einem neonazistischen Brandanschlag auf die Bühne eines antirassistischen Festivals in Königs Wusterhausen entkamen. Sie waren im Mai diesen Jahres als Nebenkläger gegen zwei der Täter, darunter ein bekannter Aktivist der militanten Neonaziszene der Freien Kameradschaften aus Berlin, aufgetreten (taz berichtete). "Die Anschriften der Nebenkläger, die von den Neonazis veröffentlicht werden, können nur aus den Prozessakten stammen", sagt Rechtsanwalt Daniel Wölky, der die Nebenklage vertreten hatte.
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